Schwimmschule sitzt seit November auf dem Trockenen Schwimmschule Grimm

(tra) Seit Monaten kommen Kinder mit dem Element Wasser allenfalls in der heimischen Badewanne in Berührung: Aufgrund der seitens der Politik angeordneten Corona-Maßnahmen sind die Schwimmbäder nicht zugänglich und Schwimmunterricht ist nach wie vor untersagt. Somit sitzen auch Yvonne Grimm und Anna Hauk von der Schwimmschule Grimm seit November auf dem Trockenen. Im wörtlichen Sinne. "Wir versuchen, die gute Laune nicht zu verlieren. Auch wenn das nicht immer einfach ist", sagt Yvonne Grimm, die Leiterin der Schwimmschule. 

Normalerweise bringt sie gemeinsam mit ihrer Stellvertreterin Anna Hauk und zwei weiteren Kolleginnen Kindern ab drei Jahren – aber auch Erwachsenen – bei, sicher im Wasser unterwegs zu sein. Doch dann kam bekanntlich Corona. 

"Als im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 bei uns alles auf Pause gesetzt wurde, haben wir die Zeit genutzt, um ein neues Unterrichtskonzept für die Zeit nach dem Lockdown zu entwickeln", berichtet Anna Hauk. "Und aus einer Notlösung ist wirklich etwas Tolles entstanden", ergänzt Yvonne Grimm. 

Das Team der Schwimmschule holte die Eltern der Kinder einfach mit ins Becken – während die Eltern mit ihren Kindern übten, leiteten die Schwimmlehrerinnen die Eltern-Kind-Teams "aus der Ferne" an und bleiben auf Abstand. "Wir waren letztlich selbst überrascht, dass das Konzept so gut  funktioniert hat", berichtet Yvonne Grimm. Auch bei den Eltern sei die neue Unterrichtsmethode sehr gut angekommen. "Der Großteil der Eltern wünscht sich, dass auch in Zukunft ein Elternteil aktiv am Schwimmunterricht teilnimmt", erzählt Anna Hauk vom rundum positiven Feedback der Eltern. "Die Kinder machten zudem deutlich schneller Fortschritte, da sie mit den Eltern vertraut sind und sich nicht erst auf eine Schwimmlehrerin einstellen müssen", ergänzt sie. Positiv sei auch, dass die Eltern gleich mitgeschult würden. 

Obwohl nach dem ersten Lockdown in der Schwimmschule kein Normalbetrieb möglich war – nur Schwimmanfänger wurden unterrichtet, Schwimmabzeichen waren keine möglich – lief es in der Schwimmschule somit dennoch gut. 

"Dann kam der zweite Lockdown, und unsere Pläne waren alle dahin", sagt Anna Hauk. Aufgrund des seit Monaten andauernden Schwimmunterrichtsverbots werden nicht nur die Wartelisten für den Schwimmunterricht länger, sondern die Schwimmlehrerinnen machen sich auch Sorgen um die Zukunft der Bäder sowie um die Schwimmfähigkeit der Kinder generell. "Wir können absolut nicht planen", unterstreichen Yvonne Grimm und Anna Hauk. "Wann öffnen die Bäder? Und unter welchen Bedingungen? Die Politik sollte hier endlich eine Perspektive entwickeln", sind sich die Schwimmlehrerinnen einig. Zudem sei diese Perspektive auch für die Badbetreiber enorm wichtig. Die Betreiber bräuchten Vorlaufzeit, da man ein Schwimmbad nicht von heute auf morgen öffnen könne. 

Sie fragen sich auch, ob nach der Krise überhaupt noch alle Bäder öffnen werden. "Die Situation der Bäder war in Deutschland schon vor der Pandemie schlecht, vielen Kommunen werden die Bäder zu teuer, und es werden immer mehr Schwimmbäder geschlossen. Rund 25 Prozent der Grundschüler haben gar keinen Zugang mehr zu Bädern", kritisiert Yvonne Grimm. "Es wird oft übersehen, dass es im Kern darum geht, Kinder vor dem Ertrinkungstod zu schützen", betont Anna Hauk. Besonders fatal sei auch, so die Schwimmlehrerinnen, dass auch an den Grundschulen immer weniger Schwimmunterricht angeboten würde – und an manchen Schulen dürften nur die Kinder teilnehmen, die bereits ihr "Seepferdchen" bestanden haben. Kinder ohne "Seepferdchen" müssten zuschauen. "Das Kultusministerium sollte dem Schwimmunterricht somit Priorität einräumen", fordert Anna Hauk. "Es gibt auch immer mehr Eltern, denen das Schwimmen fremd geworden ist", fügt sie hinzu. Und somit nutzt sie den zweiten Lockdown, um Eltern das Schwimmen in Buchform näherzubringen. In ihrem Manuskript befasst sie sich mit den Themen Schwimmen, Wassergewöhnung und klärt über Gefahren auf, die mit dem Wasser verbunden sind. Aktuell führt Anna Hauk Gespräche mit Verlagen und hofft, dass ihr Buch bald zu haben sein wird. Vor allem wünscht sie sich jedoch, und da spricht sie Yvonne Grimm aus der Seele, dass den Schwimmschulen und Bädern seitens der Politik endlich eine Perspektive geboten wird. 

Quelle: RNZ, 04.03.2021

Mehr als 35 Jahre Arzt in Schloßau

(lm) Nachdem Dr. Wilfried Gembe 36 Jahre lang rund um die Uhr als praktischer Arzt in der Odenwaldgemeinde präsent war und sogar den Ur-Schloßauer Dialekt versteht, sieht er sich humorvoll nicht zu Unrecht als „leicht angeschimmeltes Schloßauer Urgestein“. Aber er ist auch Realist nach dem Motto „alles im Leben hat seine Zeit“. Und nicht nur seine akute Schwerhörigkeit, sondern eben auch die Schnelllebigkeit im medizinischen Behandlungsbereich haben den 73jährigen in seiner Entscheidung bestärkt, die Praxis zum Ende des Jahres zu schließen, und das Anwesen mangels interessiertem Nachfolger zu verkaufen, um im April zusammen mit seiner Frau zur Tochter nach Ostfriesland umsiedeln zu können. Dass er in Schloßau gelandet ist war, hatte zwei Hauptgründe. Der erste geht auf das Jahr 1958 zurück, als er als Bub in den Ferien zusammen mit seinem Bruder, der einen Lebensmittelgroßhandel in Heidelberg betrieb in den Odenwald fuhr, um die Kleinstgeschäfte wie z.B. die Grimms Lisl in Mudau, die Noe Hermine in Mörschenhardt und die Benigs Ella in Schloßau zu beliefern. Die Gegend und der Menschenschlag lagen ihm und als dann seine Ehefrau, die aus der Eberbacher Region stammt, nichts gegen diesen Mudauer Ortsteil einzuwenden hatte, eröffnete er seine Praxis zunächst im Hause Brech in der Schloßauer Ringstrasse 21, bevor sein eigenes Haus mit der „schnuckeligen“ Praxis in der Ringstrasse 27 1991 zum Einzug fertig war. Und zwar, obwohl ihm mehr als nur ein Stein durch die Kassenärztliche Vereinigung immer wieder in den Weg gelegt wurde. Die Leidenschaft für die Berufung als Arzt war ihm wohl wichtiger als betriebswirtschaftliche Höchstleistungen. Allerdings zeigte er sich auch überzeugt, dass er diese lange Zeit in Schloßau nicht geschafft hätte, wenn ihm seine Praxisleiterin, die medizinische Fachangestellte Silke Achtstätter, nicht so lange absolut zuverlässig und kompromisslos kompetent die Treue gehalten und sich unübertrefflich auch um die Bürokratie gekümmert hätte. Wie Ulrich Benig in Vertretung von Ortsvorsteherin Tanja Schneider betonte, habe man zwar Verständnis für die Entscheidung des Doktors, werde ihn aber schmerzlich vermissen. „Du warst immer – nicht nur zu den Sprechstundenzeiten - für deine Patienten kompetent und auf hohem medizinischen Niveau da, sondern wenn notwendig auch Samstag und Sonntag. Auch deine Bereitschaft zu Hausbesuchen war für unsere Bevölkerung ein glücklicher Umstand.“ Vor allem der FC Schloßau und Sportvereine in der Umgebung hätten von Dr. Wilfried Gembe profitiert, zum einen aufgrund seiner fundierten sportmedizinischen Kenntnisse, aber auch wegen seiner aktiven Fußball-Leidenschaft und seiner Bereitschaft, 1992 bis 1996 als 1. Vorsitzender des FCS zu fungieren. Als kleines Dankeschön der Schloßauer Ortschaftsverwaltung überreichte Ulrich Benig dem beliebten Hausarzt mit Hang zum Naschen zum Abschied eine von Revierleiter Michael Schwarz handgeschnitzte Schale vollgefüllt mit Schloßauer Münkel-Weihnachtsgebäck und ein Präsent an Silke Achtstätter als treue und unverzichtbare Seele der Praxis.

Quelle: mudau.de, 30.12.2020

Lebendiger Adventskalender

Besondere Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen!

Das dachte sich auch das Team der Seelsorgeeinheit Mudau um Alexandra Blaschek und rief die Bevölkerung auf, in der Adventszeit einen lebendigen Adventskalender in die Fenster der Häuser zu zaubern. „Lassen Sie sich durch einen Impuls bereichern und für einen Moment die Hektik des Alltags vergessen“, war der Slogan der Einladung. Jeden Tag in einer anderen Straße, in einem anderen Dorf der Seelsorgeeinheit Mudau, das war das Ziel.

Zum Start am 1. Dezember waren dann auch nahezu alle Dezembertage belegt. So zeigte sich einmal mehr, was Ideenreichtum, kombiniert mit gestalterischem Talent und Improvisation vor Ort, alles möglich macht. Schließlich wurde jedes Fenster oder besser jedes teilnehmende Haus an den Abenden zwischen 18 und 20 Uhr zum Hingucker und die Bewohner konnten sich über vorbeiflanierende Besucher freuen, die kurz innehalten und das Fenster betrachten und einen Impuls mitnehmen konnten - unter Einhaltung der Corona-Auflagen. Bleibt zu hoffen, dass die Veranstaltung im nächsten Jahr unter einfacheren Bedingungen wiederholt wird.

lebendiger Advent 1

lebendiger Advent 2

Die Bilder zeigen stellvertretend für alle Teilnehmer zwei „Fenster“ in Schloßau, links bei Diana und Werner Balles, rechts bei Karin und Klaus Scholl.

 

Kreative Firmlinge gestalten Mosaikkreuz

(lm) Im Rahmen der Firmvorbereitung 2020 setzten die Seelsorgeeinheiten Buchen und Mudau auf Teamarbeit und boten gemeinsam Projekte an. Eines dieser Projekte war das Gestalten eines Kreuzes mit Mosaik durch die Firmanden und die Vorbereitungen dazu startete bereits im Herbst 2019 mit dem Betonieren des Rohkörpers, der dann von den Firmanden später gestaltet werden durch ein Mosaik, bei dem Glasscherben und Bruchfliesen quasi upgecycelt wurden. Ursprünglich hatten sich für das Projekt Bewerber aus Buchen, Steinbach, Mudau und Schloßau angemeldet, doch dann wurden Corona bedingt alle Projekte jäh gestoppt. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben, und so waren die umfangreichen Vorarbeiten nicht umsonst, als Gemeindereferentin Alexandra Blaschek am 22. Juni informierte, dass unter Beachtung der nötigen Vorsichtsmaßnahmen die Firm-Projekte stattfinden können. Die Bewerber wurden in zwei Gruppen eingeteilt, die sich jeweils an einem Samstag fünf Stunden an die Arbeit machten, und alle waren sie mit Eifer und Geduld dabei, um unter Anleitung von Kursleiter Dieter Müller zunächst das Thema Kreuz mit seinen vielen Facetten und Hintergründen zu besprechen und danach die Flächen des Kreuzes mit Mosaik zu belegen. Dieter Müller war begeistert von beiden Teams, denn die Jugendlichen waren so sehr in die Arbeit vertieft, dass sie das Außenherum nicht mehr wahrnahmen. „Es war eine geschäftige Ruhe“. Dem kreativen Teil folgte nach dem gemeinsamen Aufräumen der kulinarische in Form eines Barbeques mit Nachbesprechung. Fazit: Sowohl beim Kursleiter als auch bei den Firmanden hat das gemeinsame Arbeiten einen positiven Eindruck hinterlassen.

Quelle: mudau.de, 06.08.2020

Trainieren und Gutes tun

Triathlet Christian Trunk und sein Bruder Andre als Fahrradkuriere in sechs Pflegeheimen

(mami) Aufgrund der Coronakrise steht die komplette Sportwelt still. Das große Thema ist für die meisten der Profifußball und die Frage, ob die Bundesliga noch dieses Jahr unter Ausschluss der Zuschauer fortgesetzt wird. Daneben leiden aber auch alle anderen Sportarten und Sportler unter der Stillstand-Situation. So auch der aus Schloßau stammende Triathlet Christian Trunk. "Ich denke nicht, dass dieses Jahr noch irgendetwas in meinem Sport stattfinden wird", sagt er. Letztes Jahr wurde er noch Siebter bei der Weltmeisterschaft in Nizza und wollte in diesem Jahr erneut angreifen – bevor ihm Corona, wie allen anderen auch, einen Strich durch die Rechnung machte.

Der Lehramtsstudent befand sich Ende März noch im Trainingslager in Spanien und fühlte sich top vorbereitet für die Saison. "Kurz danach kam der Lockdown", hadert er. Die größte Problematik sieht er darin, "dass ich als Triathlet eher kurzfristige Ziele habe, weil ich mich immer gezielt auf den nächsten Wettkampf vorbereite. Da aber vermutlich dieses Jahr nichts mehr stattfinden wird, gilt meine Vorbereitung jetzt schon dem nächsten Jahr, was für mich gefühlt noch ewig ist."

Sein Bruder André ergänzt, dass Christian nach dem Lockdown "in ein kleines Loch" gefallen sei, bei dem er das Rad auch schon mal gegen Chips getauscht habe. Doch dieses Loch hielt nicht lange an, denn kurz darauf habe Christian ihn angerufen und ihm von einer neuen Idee erzählt.

"Ich war ein paar Kilometer auf dem Fahrrad unterwegs und kam dabei an einem Pflegeheim vorbei an dem Dankes-Plakate für die Pflegerinnen und Pfleger hingen", erklärt Christian. Die besten Ideen habe er immer auf dem Rad, weil er da den Kopf komplett frei bekomme und so entstand auch der Plan, dass auch er etwas Gutes tun wollte. André erzählt: "Er hat mich angerufen und gefragt, was ich davon halte, wenn wir seine Sponsoren und noch ein paar andere Firmen anfragen, ob sie kleine Geschenke spenden würden, die er dann an Pflegeheime in der Region verteilt, um den Pflegekräften eine kleine Freude zu machen, aber auch um ihnen auf diese Weise für ihre Arbeit zu danken." Daraufhin klemmte er sich direkt ans Telefon und machte sich daran, den Sponsoren von ihrer Idee zu erzählen.

Natürlich wollten sich die beiden nicht einfach ins Auto setzen und durch die Gegend fahren. Christians Idee war die ganze Strecke, wie es sich für einen Spitzensportler gehört, mit dem Fahrrad zurücklegen – eine Art Fahrradkurier also. "Ich wollte zusätzlich noch das gute Wetter ausnutzen und konnte auch noch mein Training damit verbinden, etwas Gutes zu tun", erklärt er.

Auch die Sponsoren waren begeistert von der Idee der Brüder und deshalb gingen sie letzte Woche am Mittwoch mit 500 Packungen Müsli, 600 Packungen Gummibärchen, 20 Kisten alkoholfreiem Bier und vielem mehr auf ihre Tour. "Die Sponsoren haben echt nicht gegeizt. Wir hatten Geschenke im Wert von knapp 10.000 Euro dabei", freuten sie sich.

Los ging es in Buchen, von wo aus das erste Ziel das Pflegeheim in Waldhausen war. "Dazu haben wir eine persönliche Beziehung, weil unser Opa vor einiger Zeit in diesem Pflegeheim war." Danach ging es weiter nach Mudau und nach Steinbach, bevor in Buchen das Begleitfahrzeug wieder mit Geschenken aufgefüllt werden musste. Nächster Halt war das Pflegeheim in Amorbach von wo aus noch die Pflegeheime in Walldürn und zum Schluss in Hardheim angesteuert wurden. Insgesamt legten die Brüder an diesem Tag knapp 95 Kilometer zurück und besuchten sechs Pflegeeinrichtungen. Aber am wichtigsten für die beiden: "Wir rechnen mit knapp 400 Pflegerinnen und Pflegern, denen wir mit unserer Aktion hoffentlich eine kleine Freude und ein Lächeln aufs Gesicht zaubern konnten."

Christian Trunk (2.v.r.) und sein Bruder Andre (r.) sammelten Spenden für das Pflegepersonal in sechs Heimen und betätigten sich dabei als Fahrradkuriere. Foto: mami

Quelle: RNZ, 29.04.2020

 

Als die Schneeschaufler im Einsatz waren

Thomas Müller erzählt von längst vergangenen Wintern aus Dörfern, die heute zu Mudau gehören

Wenn es heutzutage – was doch eher selten vorkommt – einmal richtig schneit, sind die Straßen meist schnell geräumt. Wie aber sah das früher in den abgelegenen Dörfern aus? Wie sind die Menschen mit den Schneemassen umgegangen? RNZ-Leser Thomas Müller aus Mudau hat dazu recherchiert und erinnert an längst vergangene Winter in Schloßau und Waldauerbach – Dörfer, die heute zu Mudau gehören. Wurden die Menschen damals früh morgens von der weißen Pracht überrascht, hatten sie zu allererst einmal die „Ruhe weg“ und blieben zu Hause. Niemand störte sich daran, denn die meisten Menschen arbeiteten ohnehin in der Landwirtschaft, die nach dem Einbringen der Wintervorräte bereits seit Wochen ruhte. Für die Bauern kam ein Schneechaos sogar gerade recht, denn jetzt war Zeit für all die Arbeiten, die über das Jahr liegen geblieben waren und für den Winter aufgespart wurden. Musste man tatsächlich zu einem anderen Ziel, harrte man aus, bis das Schneetreiben dies irgendwie zuließ. Mit der besser werdenden Organisation innerhalb der Dörfer musste allerdings auch hierfür eine Lösung her. So wurden dorf-intern Schneeräumaktionen auf den wenigen Straßen und Handelswegen organisiert. Hierzu wurden seitens der Gemeinden Bürger verpflichtet. Sobald der Schneefall es zuließ, schaufelten diese die Wege in den Dörfern frei. Den Schneeschauflern war hier zuvor ein Streckenabschnitt zugeteilt worden. Waren die Schneemassen allerdings zu stark, dann musste „geschanzt“ werden. Der Schnee wurde dann in mehreren Etappen aufgeschichtet. Diese Fronarbeiten im Dienste der Allgemeinheit waren Pflicht. Jahre später erhielten die Schneeschaufler für ihre Tätigkeit einen geringen Lohn. Mit der aufkommenden Industrialisierung stiegen auch die Ansprüche bezüglich geräumter Straßen für den steigenden Warenverkehr. Es kamen die ersten Schneeräumgeräte, die sogenannten Bahnschlitten auf. Hierbei handelte es sich um einfache Holzgestelle in dreieckiger Form, die mit Eisen verstärkt waren und durch herausklappbare Seitenteile verbreitert werden konnten. Je nach Schneemenge wurden sie bei Winterbeginn, bei Pulverschnee und geringen Schneemassen breiter ausgefahren und später im Winter und großen Schneemassen enger eingestellt, bis sie in Extremfällen schließlich nur noch eine schmale Furt hinterließen. Für Streckenabschnitte zwischen den Dörfern wurden mit dem steigenden Warenverkehr von den Gemeinden Straßenwärter eingestellt, die damit beauftragt waren, ihren Abschnitt zu jeder Jahreszeit, gegen Entlohnung, in Ordnung zu halten. Im Winter war dies allerdings gerade bei großen Schneemassen und Schneeverwehungen auch für diese äußerst schwierig. Hier war dann zusätzlich der Bahnschlitten unterwegs, und bei Schwierigkeiten kamen dann noch die Schneeschaufler hinzu, um die Verbindung zu den anderen Dörfern irgendwie herzustellen. Was allerdings immer noch fehlte, waren Streugeräte, um die geräumten Wege von festgefahrenem Schnee oder Eis zu befreien. Noch Mitte der 1950er Jahre gab es im heutigen Neckar-Odenwald-Kreis kein Streugerät. Bei den ersten Streugeräten musste das Streugut immer noch von der Ladefläche in einen Trichter geschaufelt werden, wobei dieses dann auf dem Streuteller landete und relativ ungleichmäßig verteilt wurde. Automatisch arbeitende Schneckenförderer auf der Ladefläche wurden erst später entwickelt. Schließlich war es auch möglich, den Sand oder Kies mit motorbetriebenen Fahrzeugen, den ersten Unimogs, mitzuführen. Das Streugut musste allerdings zuvor vom Straßenwärter mit der Schaufel aufgeladen werden. Eines war jedoch sicher, sofern das Streumittel schon beim Beladen gefroren war, fiel der Streudienst aus, ansonsten war es Knochenarbeit. Das Streugut wurde dann von der Ladefläche, ebenfalls mit der Schaufel, auf den glatten Straßenabschnitten verteilt. Dies war zudem gefährlich, denn es bestand immer das Risiko, vom Unimog zu fallen oder sich mit durchgeschwitzter Kleidung eine Erkältung einzufangen. Für die Kinder hingegen waren Schnee, Eis und Glätte eine wahre Freude. Auf Straßen mit Hanglage entstanden echte Schneepisten. In Schloßau waren hierzu der Weißebuckel und der Münkelsbuckel prädestiniert. In Mörschenhardt war der Spethsbuckel steil genug für das Treiben der Kleinen. Die Anwohner hatten danach allerdings das Problem einer Eisdecke vor der Haustür. Sie schimpften nicht selten mit den Kindern über das Glatteis, und wenn die Streitigkeiten besonders heftig wurden, haben ältere Buben nachts auch noch mit Wasser nachgeholfen, denn dann ging am nächsten Tag erst recht die Post ab.

oberes Bild: Schneeschanzen im Mörschenhardter Kapellenweg in den 50er Jahren

unteres Bild:  Dieter und Thomas Müller auf verschneiten Straße im Extremwinter 1969 in Schloßau

Eine ausführlichere Variante dieses Textes findet sich hier (Teil 1), bzw. hier (Teil 2).

Siegfried Brenneis Coach der Vize-Weltmeister

(lm) Er ist Bäcker aus Leidenschaft, gilt als „Vollblutmehliger“ und ist dem Brotteig verschrieben wie kaum ein Anderer. Die Rede ist von Siegfried Brenneis, der sich nicht nur als Schloßauer Urgestein, Ambassadeur du Pain (Botschafter des Brotes) und Geschäftsführer der örtlichen alteingesessenen Bäckerei Münkel/Burkhard bezeichnen darf, sondern seit einigen Tagen nun auch offiziell den Titel eines Vizeweltmeister-Coaches der Deutschen Bäcker-Nationalmannschaft tragen darf. Der mehrfach mit nationalen und auch internationalen Preisen und Anerkennungen ausgezeichnete Bäckermeister sitzt zudem als Jury-Mitglied in mehreren Gremien und engagiert sich als Mitglied des Landesfachausschusses in Baden-Württemberg für die Ausbildung von Bäckerlehrlingen. Nun reiste er nach vielen Monaten Vorbereitung mit Nicole und Patrick Mittmann, die 2018 auf der iba gemeinsam die 4. Deutsche Meisterschaft der Bäckermeister gewonnen und sich damit für die Weltmeisterschaft qualifiziert hatten, als Coach dieses Nationalteams zur Fachmesse nach Rimini in Italien. Hierbei mussten die 8 Teams aus aller Welt im internationalen Backwettbewerb „Bread in the City“ verschiedene Gebäckkategorien backen und präsentieren. Neben diversen Broten, süßen Gebäcken, Snacks und einem gebackenen Schaustück waren in Italien natürlich auch Pizza und Ciabatta gefordert. Unterstützt durch Coach Siegfried Brenneis überzeugte die Deutsche Nationalmannschaft die internationale Jury in Italien mit einem hohen fachlichen Niveau und kreativen Ideen. So u.a. mit einem besonders schmackhaften Bierbrot in kreativem Design; einem Brot in den deutschen Nationalfarben (mit Sepia, Rote Beete und Kurkuma gefärbt), Milchbrötchen mit Birne-Gurke-Chutney und Rote Beete Sprossen sowie einer Pizza mit Sauerrahm, Schwarzwälder Schinken und blauen Kartoffeln aus dem eigenen Garten. Die Leistungen des deutschen Teams um Siegfried Brenneis wurde am Ende mit dem 2. Platz belohnt, welcher mit einem Preisgeld von 1.500 Euro dotiert war. Der 1. Platz ging an die Mannschaft aus den Niederlanden und den 3. Platz sicherten sich die beiden Bäcker aus Japan. Siegfried Brenneis war bereits vor ca. 10 Jahren als ehemaliger Kapitän der Deutschen Bäckernationalmannschaft in Italien erfolgreich und hatte sich sowohl als Weltmeister als auch als Vizeweltmeister qualifizieren können. Zusammen mit den beiden jungen Bäckermeistern und amtierenden Deutschen Meistern aus Jettingen hatte der „Back-Junkie“ für den jüngsten Wettbewerb rd. 5.000 Kilometer und zusätzlich jede Menge Zeit beim Üben investiert. Wie uns der Vizeweltmeister weiter mitteilte, zeigte das im Wettbewerb geforderte Schaustück, bei dem vor allem der künstlerische Gesamteindruck und die saubere Kreativität zählt, das Münchner Oktoberfest und für die 16 verschiedenen Gebäcke standen lediglich acht Stunden Zeit zur Verfügung.

 

Quelle: mudau.de, 30.01.2020

 Wilhelm Trunk

Mit dem Namen Wilhelm Trunk verbinden wir Schloßauer in erster Linie unser Heimatgedicht „Schloßau“. Doch hat dieser Odenwälder Dichter viele andere schöne, einfühlsame und ausdrucksstarke Gedichte geschrieben, nicht nur über seine Heimat und das damalige bäuerliche Leben, sondern – vor allem in seiner späteren Schaffenszeit – auch über Kriegserlebnisse und andere weltpolitische Ereignisse seiner Zeit.

Geboren wurde Wilhelm Trunk am 26.10.1907 als 2. Sohn eines Landwirts in Unterscheidental. Da er schon im Alter von zwei Jahren seinen Vater verlor, war seine Kindheit und Jugend – noch mehr als damals sowieso üblich – durch Mitarbeit in der Landwirtschaft, durch das harte, aber naturverbundene, bäuerliche Leben geprägt. Er besuchte von 1914 – 1922 die Volksschule in Unterscheidental und arbeitete danach in der elterlichen Landwirtschaft, für die jetzt sein älterer Bruder verantwortlich war.

In seinen Gedichten beschreibt er eindrucksvoll die mühevolle Arbeit eines Bauern im Odenwald, dabei sinnt er fast ehrfürchtig über das Geschehen in der Natur, über ihren Schöpfer oder den Sinn des Lebens. Und behält dabei immer einen Blick für das Kleine, z.B. einen Käfer, eine Glockenblume, eine Margarite oder einen Schmetterling.

Wie für viele andere veränderte sich mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs schlagartig das Leben von Wilhelm Trunk. Er wurde eingezogen und musste als Soldat in Deutschland, Rumänien und Italien fünf grausame Kriegsjahre durchstehen, bevor er gegen Kriegsende in französische Gefangenschaft geriet, die nach zwei Jahren mit dem 2. Fluchtversuch zu Ende ging.

In seinen Gedichten beschreibt er nachdrücklich seine Erlebnisse und Gefühle und klagt die Verantwortlichen dieser unmenschlichen und sinnlosen Kriege an.

Zurück in der Heimat heiratete er bald (1953) seine Frau Irmgard und zog ein Jahr später nach Krumbach, wo er in einer holzverarbeitenden Fabrik Arbeit fand, bevor er bald darauf beim Landratsamt Mosbach angestellt wurde. Er starb 1986 in Krumbach.

Das Schreiben ließ ihn bis zuletzt nicht los. Schon vor dem Krieg erschienen erste Gedichte in
Zeitungen und Zeitschriften. Nach seiner Rückkehr aus Frankreich veröffentlichte er 1948 seinen ersten Gedichtband "Ähren im Wind", dem 1966 "Bilder und Früchte" und 1982 "Ein Leben lang" folgten. Als Heimatdichter, Bauerndichter oder Odenwald-Dichter wurde er schon zu Lebzeiten bezeichnet. Dies mag alles richtig sein, wird aber seinem Schaffen doch nicht ganz gerecht, da er – vor allem in späteren Jahren – zunehmend das Zeit- und Weltgeschehen mit einbezog.

Seine Hommage an den Odenwald „Im Odenwald da hinten“ wurde von Professor Niedermayer vertont, 1956 vom Männergesangverein „Sängerbund 1871 Limbach“ uraufgeführt und dann als „Odenwaldlied“ bekannt.

Nicht nur im Männergesangverein, in dem er mitwirkte und für den er eigens Gedichte und Lieder schuf, auch sonst schrieb er immer wieder für besondere Anlässe in der Gemeinde und der Region Gedichte, so z.B. zum 25-jährigen Priesterjubiläum von Pfarrer Rudolf Frühling in Krumbach oder zum 30-jährigen Jubiläum der Christ-König-Kirche in Krumbach im November 1985.

 

Eine Auswahl seiner Gedichte:

aus: Bilder und Früchte, Selbstverlag, Krumbach 1966

aus: Ein Leben lang, Verlag Laub, Elztal-Dallau 1982

Besondere Gedichte

Quellen:

Wilhelm Trunk, Bilder und Früchte, Selbstverlag, Krumbach 1966

Wilhelm Trunk, Ein Leben lang, Verlag Laub, Elztal-Dallau, 1982

Hilde Mursa, Wilhelm Trunk - ein Dichter aus dem Odenwald in "Unser Land" 2001