Eindrucksvolle Filmvorführung

(lm) Der Odenwald birgt zahlreiche Legenden, die aufgrund seiner bitter armen Vergangenheit oft unrühmlich sind, und – für Geschichtsunkundige sicher seltsam anmutend - durch religiöse steinerne Zeitzeugen wie die unzähligen Flurdenkmale und deren sehr unterschiedliche Bedeutungen aufgedeckt werden konnten und nicht in Vergessenheit gerieten. „Tatort Odenwald“ ist der 18. Film von Larissa Anton aus der insgesamt 20 Filme umfassenden Reihe „Odi Wood“ tituliert. Er war für den Verein Örtliche Geschichte Schloßau/Waldauerbach (VÖG) von besonderer Bedeutung, weil hier unter anderem der Mordfall an der Seitzenbuche nachgestellt war.

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Dr. Edmund Link begrüßte im bis auf den allerletzten Platz besetzten Schloßauer Feuerwehrgerätehaus ein gespanntes Publikum aus dem badischen, hessischen und bayrischen Odenwald und bestätigte, dass der Film zu 100 Prozent den Satzungszweck des VÖG erfülle, Geschichte greif- und erlebbar zu machen. In diesem Sinne begrüßte er nicht nur „Kommissarin“ Larissa Anton aus Darmstadt, sondern auch – in Schloßauer Tracht – den „leitenden Ermittler“ Thomas Müller, der zunächst verbal auf den Werdegang von Förster Johann Stephan Seitz und die nach ihm benannte Buche bzw. Kreuzung einging, ergänzt durch ein Gedicht aus dem 1921 erschienenen Buch „Was der Volksmund erzählt“.

Und dann wurde es spannend und lehrreich, denn nach dem Film konnte das Publikum in den Stand der „fachlich Versierten in Denkmalkunde“ angehoben werden. Vor allem die Sühnekreuze hatten es der Filmemacherin angetan beim Ermitteln der sechs genauer beleuchteten Morde in diesem Film. Daneben sah man aber auch weitere religiöse Flurdenkmäler in Form von Wegkreuzen, Bildstöcken und kleinen Feldkapellen, die alle Zeugnis menschlichen Handelns ideeller, geistiger und materieller Art geben und für die Geschichte des Menschen an einem bestimmten Ort bedeutsam sind. So zum Beispiel die drei Schäferskreuze an der Kreuzung Rumpfen Richtung Steinbach, wo der Legende nach zwei Schäfer um ein Mädchen gekämpft haben und alle drei zu Tode kamen, was ebenfalls im Film erläutert wurde. Durch die Sühnekreuze konnten die Beschuldigten oft der Bestrafung, auch der Todesstrafe, entgehen.

Doch im Falle des Försters Seitz war nie der wirkliche Mörder unter den Wilderern gefunden worden, obwohl es einen Augenzeugen gab, der auch den Mord gemeldet hatte. Der kurzweilige Film mit Szenen an teilweise Original-Schauplätzen mit Laienschauspielern in originalen Kostümen war von der Filmemacherin hervorragend recherchiert und zeigte deutlich, welche Informationen die Flurdenkmäler im Madonnenländle geben können.

In einem kurzen Interview im Anschluss an den Film befragte Thomas Müller den Ehrengast und erfuhr, dass die Lehrerin Larissa Anton in den letzten 20 Jahren 20 Filme gedreht hat, vor und hinter der Kamera, in der Recherche, als Regisseurin, Schauspielerin, Vermarkterin und in Eigenfinanzierung.

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In Schloßau erhielt sie für ihr ehrenamtliches Engagement und für den lehrreichen Beitrag jede Menge Beifall, auch von zahlreichen Historik-Fachleuten wie Bernd Fischer aus Einbach. Ein abschließender Dank der VÖG-Spitze richtete sich an die Feuerwehrabteilung Schloßau für die Zurverfügungstellung der Räumlichkeiten und die umsichtige Bewirtung.

Quelle: mudau.de, 27.11.2023