Advent, Advent, ein Lichtlein brennt

Mit dem ersten Advent beginnt die Vorweihnachtszeit. Vor dem ersten Adventssonntag herrschte damals wie heute eine geordnete Hektik. Die Aufgaben innerhalb der Familien sind seit je her genau verteilt und jeder weiß was er zu tun hat. Die Frauen schmücken das Haus, die Männer sorgen für die Beleuchtung. So sind die Straßenzüge heutzutage schon Ende November wunderbar weihnachtlich geschmückt und strahlen in der dunklen Zeit in besonderem Glanze. 

In vergangenen Zeiten wurde noch nicht so intensiv geschmückt wie heute. Die Adventszeit spielte sich vielmehr innerhalb der Häuser ab. Vor dem ersten Advent machten sich die  Männer auf in den Wald, um einige Tannenzweige zu holen. Dies war auch eine gute Gelegenheit, um schon mal nach dem Christbaum für das Fest Ausschau zu halten. Häufig musste Ende November schon durch Schnee gestapft werden, was wiederum für verräterische Spuren sorgte. Die Tannen- oder Fichtenzweige wurden zum ersten Advent zu einem Adventskranz gebunden. Je nach vorhandenem Platz war dieser mal größer, mal kleiner. Der Trend zu grünen Zweigen oder „Dannenreisig“ kam allmählich auf, um in der tristen, dunklen Jahreszeit in der guten Stube etwas Grün zu haben und sich auf das eigentliche Weihnachtsfest einzustimmen. Der Kranz selbst, wurde mit vier roten Kerzen bestückt und mit ein paar Walnüssen, sowie Kiefernbuzzele geziert. Ein rotes Kreppband hielt den Kranz zusammen und an den vier Adventssonntagen wurde dann im Beisein der Familie Adventslieder gesungen sowie eine Kerze mehr angezündet. Sämtliche Kerzen welche für die Weihnachtszeit benötigt wurden, stellten die Familien zumeist selbst her. Hierzu wurde Wachs, zumeist aus Paraffin,  auf dem heißen Küchenofen verflüssigt und danach an einer Dochtschnur gezogen.

 Kultig, eine original Adventskranz-Verpackung der 1960er Jahre, wie er sich zu jener Zeit in tausenden deutschen Haushalten wiederfand.

Bild/Repro: Thomas Müller

 

Der Adventskranz geht zurück auf Johann Hinrich Wichern. Dieser war Leiter eines Hamburger Waisenhauses und Mitbegründer der Diakonie in Norddeutschland. Im Jahre 1839 zündete er zur Adventszeit für die Waisenhauskinder, täglich eine weitere rote Kerze an. Für die Adventssonntage hatte er vier weiße Kerzen, um so den Adventskranz zu vierteln. Alle Kerzen ließ er zuvor auf einem hölzernen Wagenrad befestigen, welches mitten im Betsaal des Waisenhauses hing. 

Adventskranz

 Mit dem täglich zunehmenden Kerzenlicht wollte er den Heimkindern die Wartezeit auf Weihnachten verkürzen. Ganz nebenbei führte er die Kinder auf diese Weise hin zum Sinn des Christfestes: „Weihnachten ist das Licht der Welt“ und lehrte den Kleinen zudem das Zählen. Das „Kerzenrad“ sorgte schnell für Nachahmer und so setzte sich dieses allmählich überall durch. Bis zum Ende des 19 Jh. wurde das hölzerne Wagenrad schließlich überall durch einen Kranz ersetzt und es blieben auch nur noch die vier Kerzen der Adventssonntage übrig, denn wer hat in der guten Stube schon Platz für ein Holzwagenrad. Anders als zu Zeiten von Hinrich Wichern, wurden die vier Adventskerzen in Kirchen und in der Öffentlichkeit nun in der Farbe Rot gehalten. Privat kennt man heute allerdings für die Adventskränze hinsichtlich Form, Schmuck, Farben und Lichtertechnik keinerlei Grenzen mehr.

Eine weitere Art um der Ungeduld der Kinder in der Weihnachtszeit entgegenzuwirken, ist der Adventskalender. Der Pfarrersohn Gerhard Lang aus Maulbronn hatte Anfang des 20. Jh. die Idee, jeden Dezembertag vor Weihnachten ein Bildchen zu sammeln. Die Inspiration hierzu lieferte ihm seine Mutter die ihm als Kind 24 Gebäckstücke auf Karton nähte, wovon er im Dezember täglich eines essen durfte. So brachte Gerhard Lang im Jahr 1904 einen Bilderkalender als Beilage einer Stuttgarter Zeitung heraus. Dieser enthielt einen Bogen mit 24 Bildern zum Ausschneiden und einen weiteren Bogen mit 24 Feldern für die herausgeschnittenen Bildchen, zum Aufkleben und Sammeln. Somit war der der erste Adventskalender für die 24 Dezembertage vor dem Fest geboren. Um 1920 hatte er bereits eine Weiterentwicklung mit einem Kalender, bei dem die Kinder Türchen öffnen konnten. Gerhard Lang entwickelte immer wieder neue Varianten. So folgte zunächst ein „Christkindleshaus“ welches er mit Schokolade füllte. Im Jahr 1925 brachte Gerhard Lang schließlich den ersten Schokoladenkalender auf den Markt.

Die Weltwirtschaftskrise und Kriegsjahre des Zweiten Weltkrieges bremsten jedoch den Siegeszug dieser Variante. So kamen die Schokokalender als Massenware erst in den 1960er Jahren in die Läden. Inzwischen gibt es alljährlich schon im September die ersten Schoko-Adventskalender, so dass man die Adventszeit gleich mehrfach hintereinander abdecken kann. Auch der Einfallsreichtum der Industrie kennt hinsichtlich der Kalenderinhalte inzwischen keinerlei Grenzen des guten Geschmacks. So gibt es Kalender mit Spielzeug sowohl für kleine, als auch für erwachsene Kinder - na ja, wem es gefällt!

Vorweihnachtlicher Lichterglanz in Schloßau. Bild: Thomas Müller

Schlossau im Schnee

 Thomas Müller, Schloßau im Dezember 2020