Besuchergruppe aus Wörth am Main auf römischen Spuren in Schloßau

Am 06.05.2017 trafen sich 40 Teilnehmer aus Wörth am Main zur 28. „Ignatianischen Weinprobe“, erstmals in Schloßau. Benannt nach Ignatius von Loyola, dem Gestalter des Jesuitenorden, treffen sich einmal jährlich kirchlich engagierte Menschen, zum Großteil aus dem Raum Wörth am Main, zu einer Weinprobe mit einem ansprechenden Programm, teils mit weltlichem, teils mit geistlichem Hintergrund. Als weltlicher Teil des diesjährigen Ausfluges war Schloßau die erste Station. Ziel war es die römischen Funde der Ausgrabungen, sowie den wunderschön angelegten Wachposten 10/37 „in den Schneidershecken“, zwischen Schloßau und der Seitzenbuche kennenzulernen.

Hermann Schirm, der Organisator dieser Weinprobe, kontaktierte zu Jahresbeginn den Schloßauer Ortsvorsteher Herbert Münkel bezüglich der Möglichkeit, die römischen Überreste in Schloßau zu ergründen. OV Münkel stellte schnell den Kontakt zum Verein Örtliche Geschichte Schloßau-Waldauerbach her, wo man dem Wunsch gerne nachkam und die Exkursion vorbereitete.

Schriftführer Thomas Müller begrüßte im Namen der Ortschaftsverwaltung die vierzigköpfige Besuchergruppe an der Grundschule Schloßau mit einem kleinen Sektempfang. Standesgemäß gekleidet erläuterte er die Funktion, den Aufbau und die Ausbaustufen des römischen Limes. Schnell wurde der Besuchergruppe klar, dass die Römer eine Schneise durch den dicht bewachsenen Odenwald schlagen mussten, um mögliche Übergriffe durch die Germanen abwehren zu können. Thomas Müller lieferte sodann Informationen zu den römischen Funden während der Ausgrabungen vor zehn Jahren und wie sich der Verein hierbei einbrachte. Bei den Grabungen ging es vor allem darum, die Funde zu dokumentieren, Werte zu sichern sowie anschauliche Replikate herzustellen.

Im Außenbereich der Schule wurde der Aufbau einer römischen Siedlung in Verbindung mit einem Kastell erläutert, die Funktion eines Streifenhauses an einer Römerstraße erklärt und gezeigt, wie in Schloßau Tongeschirr erzeugt und dieses auch an die Germanen vertrieben wurde.

Mächtig erstaunt waren die Besucher über die nachgebaute Steinschleuder (Ballista) im Schulgebäude, die anlässlich des Römerfestes im Jahr 2005 mit viel Herzblut von der Schloßauer Feuerwehr gebaut wurde. Hier erfuhren die Teilnehmer auch, wie sich diese Großveranstaltung in dem kleinen Dorf unter Mitwirkung sämtlicher Vereine als Gemeinschaftsleistung zu einem Erfolg entwickelte.

Im Anschluss an diesen ersten Teil der Ausführungen fuhren die Teilnehmer mit dem Bus in den Wald zum römischen Wachtposten 10/37 „in den Schneidershecken“. Dies ist die einzige Turmstelle am Odenwaldlimes mit drei Wachtürmen. Hier erläuterte Thomas Müller, wie es zu den drei Turmstellen kam, was es mit den drei Statuen neben dem Steinturm auf sich hat und wie man diverse Inschriften auf Gedenk- bzw. Weihesteinen und Türme deuten kann. Hier erklärte er auch den Informationsaustausch zwischen den Turmstellen, die Verlagerung des Limes hinunter an den Main und den Untergang des römischen Reiches um 250 n. Chr. Bevor die Besucher die Turmstelle in Richtung Hessen verließen, bedankten sich die Teilnehmer sowie Organisator Schirm bei dem Schriftführer des VöG für seine lebhaft gestalteten Vorträge und beim Verein Örtliche Geschichte selbst für den Einsatz um das Brauchtum und den Erhalt historischer Überreste.

Thomas Müller, Schloßau im Mai 2017