Entwicklung von Schloßau
Erinerung an das "alte" Schloßau
(lm) Im Gasthaus „Hirsch“ hielt der Verein Örtliche Geschichte seine Jahreshauptversammlung ab, nach deren Abschluss Schriftführer und Archivar Thomas Müller mit einem interessanten Vortrag über die einzelnen Dorfteile von Schloßau mit ihrer Entwicklung, dem Handwerk und den Verkehrswegen begeisterte, den wir auszugsweise wiedergeben. Anhaltender Applaus mit Lob und Anerkennung für die kurzweiligen Informationen über die heimische Historie waren Dank für seine Bemühungen. Basierend auf den Aufzeichnungen des Heimatkundlers Bruno Trunk erinnerte Thomas Müller daran, dass die Gemarkung Schloßau zu den größten im Altkreis Buchen zählt und im so genannten hinteren Odenwald im Gebiet des Buntsandsteins liegt.
Als Anfang des 19. Jahrhundert auch im hinteren Odenwald die Bauerngüter aufgeteilt wurden, und die Landwirtschaft noch dazu durch Missernten und Teuerungen eine schlechte Zeit erlebte, trat das ein, was zuvor durch diese Steuerlast vermieden wurde. Die Menschen verarmten. So suchten viele Schloßauer durch Auswanderung im Ausland und später in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den Städten, besonders in Mannheim, eine bessere Zukunft. Das flache Land gehörte den Bauern, die Stadt dem Handwerker. Nur in wenigen, den größeren, Dörfern vermochte sich ein kleiner Handwerkerstand einzubürgern. Auch in Schloßau gab es eine ganze Reihe von Handwerkern, die meist aber noch nebenher Landwirtschaft betrieben, denn das Handwerk allein hätte sie nicht ernähren können. Die meisten Menschen in Schloßau jedoch arbeiten im 19. Und bis Mitte des 20. Jahrhunderts in der Land- und Waldwirtschaft. Schloßau erlangte als Waldarbeiterdorf einen gewissen Ruf, vor allem nach dem Übergang an das Fürstenhaus Leiningen ab 1803, dem Großteile der Ländereien gehörten und noch gehören.
Schloßau zählte im Jahre 1803 schon 381 Einwohner. Das Dorf hatte sich also von einer rein landwirtschaftlichen im Mittelalter schon zu einer sozial stark gemischten Bevölkerung entwickelt. Interessant ist, dass es nun doppelt so viele Landwirte waren als im Mittelalter. Von den 58 Nichtlandwirten waren 30 Handwerker und drei Händler, die anderen hatten kein Gewerbe bzw. waren Tagelöhner. Auffallend war in Schloßau die große Zahl der Leineweber. Sie spielten im hinteren Odenwald eine große Rolle. Es war das Handwerk der armen Leute, die Tag und Nacht hinter ihrem Webstuhl saßen und Leinen webten. Doch jedes Dorf hatte damals seinen eigenen Weber, sogar mancher Bauer saß in den Wintermonaten noch am Webstuhl. Es galt der alte Spruch: „Selbst gesponnen, selbst gemacht, ist die beste Bauerntracht!“
Was die Menschen, vor allem die Bauern auf dem Dorf zum Leben, Wohnen und Arbeiten brauchten, stellten sie in Handarbeit selbst her bzw. ließen es sich von den Handwerkern schaffen, die auch zu den Bauern ins Haus kamen und reparierten und ausbesserten. So werkelte und schnitzte mancher Bauer besonders in den langen Wintermonaten an seiner Schnitzbank. Holz, aus dem die meisten Geräte gemacht wurden, war als Rohstoff genügend vorhanden. Man fertigte Rechen, flocht Körbe aus Weidenruten und Strohseile aus Stroh, band Besen aus Birkenreisig, ja fertigte gar Fässer oder „bosselte“ Spielzeug für die Kinder. Die Tagelöhner verdienten sich ihr Brot zum größten Teil durch Arbeiten im Leiningenschen Wald oder durch Helfen bei Handwerkern.
Schloßau lag schon im 2. Jahrhundert n. Chr. an wichtigen Verkehrswegen, die den Odenwaldlimes von Bad Wimpfen am Neckar bis Wörth am Main durchzogen. Obwohl Schloßau urkundlich erstmalig im Jahre 1271 erwähnt wird, muss die Gründung des Ortes aber bereits viel früher geschehen sein, da im Jahre 1395 vom Kloster Amorbach im sog. „Urbar“ schon ein vollkommen abgerundetes Bild einer fertig gewordenen Gemarkung überliefert ist. Schloßau ist also vermutlich schon vor dem Jahre 1000 angelegt worden. Das Dorf liegt außerordentlich zerstreut in kleinen Häusergruppen um die Brunnen herum, denn jede frühe Siedlung war auf die Nähe des Wassers angewiesen. So fand man in früher Zeit drei wichtige Dorfteile, aus denen dann allmählich der Ort zusammengewachsen ist. Ein Teil war der Schöllberg, ein anderer Teil bei der „Weet“ oder bei der Pfalz und der letzte Teil war um die heutige Kirche herum. Seit dem Bau der Wasserleitung im Jahre 1911 haben die Brunnen ihre Bedeutung verloren und versiegen langsam infolge der Verschmutzung.
(lm) Im Gasthaus „Hirsch“ hielt der Verein Örtliche Geschichte seine Jahreshauptversammlung ab, nach deren Abschluss Schriftführer und Archivar Thomas Müller mit einem interessanten Vortrag über die einzelnen Dorfteile von Schloßau mit ihrer Entwicklung, dem Handwerk und den Verkehrswegen begeisterte, den wir auszugsweise wiedergeben. Anhaltender Applaus mit Lob und Anerkennung für die kurzweiligen Informationen über die heimische Historie waren Dank für seine Bemühungen. Basierend auf den Aufzeichnungen des Heimatkundlers Bruno Trunk erinnerte Thomas Müller daran, dass die Gemarkung Schloßau zu den größten im Altkreis Buchen zählt und im so genannten hinteren Odenwald im Gebiet des Buntsandsteins liegt.
Als Anfang des 19. Jahrhundert auch im hinteren Odenwald die Bauerngüter aufgeteilt wurden, und die Landwirtschaft noch dazu durch Missernten und Teuerungen eine schlechte Zeit erlebte, trat das ein, was zuvor durch diese Steuerlast vermieden wurde. Die Menschen verarmten. So suchten viele Schloßauer durch Auswanderung im Ausland und später in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den Städten, besonders in Mannheim, eine bessere Zukunft. Das flache Land gehörte den Bauern, die Stadt dem Handwerker. Nur in wenigen, den größeren, Dörfern vermochte sich ein kleiner Handwerkerstand einzubürgern. Auch in Schloßau gab es eine ganze Reihe von Handwerkern, die meist aber noch nebenher Landwirtschaft betrieben, denn das Handwerk allein hätte sie nicht ernähren können. Die meisten Menschen in Schloßau jedoch arbeiten im 19. Und bis Mitte des 20. Jahrhunderts in der Land- und Waldwirtschaft. Schloßau erlangte als Waldarbeiterdorf einen gewissen Ruf, vor allem nach dem Übergang an das Fürstenhaus Leiningen ab 1803, dem Großteile der Ländereien gehörten und noch gehören.
Schloßau zählte im Jahre 1803 schon 381 Einwohner. Das Dorf hatte sich also von einer rein landwirtschaftlichen im Mittelalter schon zu einer sozial stark gemischten Bevölkerung entwickelt. Interessant ist, dass es nun doppelt so viele Landwirte waren als im Mittelalter. Von den 58 Nichtlandwirten waren 30 Handwerker und drei Händler, die anderen hatten kein Gewerbe bzw. waren Tagelöhner. Auffallend war in Schloßau die große Zahl der Leineweber. Sie spielten im hinteren Odenwald eine große Rolle. Es war das Handwerk der armen Leute, die Tag und Nacht hinter ihrem Webstuhl saßen und Leinen webten. Doch jedes Dorf hatte damals seinen eigenen Weber, sogar mancher Bauer saß in den Wintermonaten noch am Webstuhl. Es galt der alte Spruch: „Selbst gesponnen, selbst gemacht, ist die beste Bauerntracht!“
Was die Menschen, vor allem die Bauern auf dem Dorf zum Leben, Wohnen und Arbeiten brauchten, stellten sie in Handarbeit selbst her bzw. ließen es sich von den Handwerkern schaffen, die auch zu den Bauern ins Haus kamen und reparierten und ausbesserten. So werkelte und schnitzte mancher Bauer besonders in den langen Wintermonaten an seiner Schnitzbank. Holz, aus dem die meisten Geräte gemacht wurden, war als Rohstoff genügend vorhanden. Man fertigte Rechen, flocht Körbe aus Weidenruten und Strohseile aus Stroh, band Besen aus Birkenreisig, ja fertigte gar Fässer oder „bosselte“ Spielzeug für die Kinder. Die Tagelöhner verdienten sich ihr Brot zum größten Teil durch Arbeiten im Leiningenschen Wald oder durch Helfen bei Handwerkern.
Schloßau lag schon im 2. Jahrhundert n. Chr. an wichtigen Verkehrswegen, die den Odenwaldlimes von Bad Wimpfen am Neckar bis Wörth am Main durchzogen. Obwohl Schloßau urkundlich erstmalig im Jahre 1271 erwähnt wird, muss die Gründung des Ortes aber bereits viel früher geschehen sein, da im Jahre 1395 vom Kloster Amorbach im sog. „Urbar“ schon ein vollkommen abgerundetes Bild einer fertig gewordenen Gemarkung überliefert ist. Schloßau ist also vermutlich schon vor dem Jahre 1000 angelegt worden. Das Dorf liegt außerordentlich zerstreut in kleinen Häusergruppen um die Brunnen herum, denn jede frühe Siedlung war auf die Nähe des Wassers angewiesen. So fand man in früher Zeit drei wichtige Dorfteile, aus denen dann allmählich der Ort zusammengewachsen ist. Ein Teil war der Schöllberg, ein anderer Teil bei der „Weet“ oder bei der Pfalz und der letzte Teil war um die heutige Kirche herum. Seit dem Bau der Wasserleitung im Jahre 1911 haben die Brunnen ihre Bedeutung verloren und versiegen langsam infolge der Verschmutzung.
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Die "Wäijt" in Schloßau wurde bereits von den Römern für die Betreibung ihrer Badanlage freigelegt und war später Ausgangspunt für die spätere Entwicklung von Häuserparzellen rund um diesen Platz. Sie ist die wahrscheinlich älteste Brunnenanlage des Dorfes die von den Anwohnern sowohl als Wasserquelle, Feuerlöschteich, Viehtränke wie auch als Waschplatz genutzt wurde.
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Die ersten Siedlungen lagen also nicht im Tal, wo es nass und sumpfig ist, sondern an den Hängen, so dass die kalten Winde über die Strohdächer hinweg streichen konnten.
Nach dieser Ansiedlung mit drei Dorfteilen haben sich auch die Wege in die nähere und weitere Umgebung gerichtet.So zog ein Weg von der „Wäijt“ über die Pfalz hinüber ins Hessische, ein anderer vom Schöllberg über Mörschenhardt, Preunschen hinunter nach Amorbach und ein weiterer Weg vom sog. Kirchenecken nach Mudau. Eine uralte Straße führte von Schloßau aus hinüber ins Grafenland in die gräflich Erbach`sche Herrschaft, vorbei am Schöllenbacher Tor, nach Schöllenbach und hinüber nach Beerfelden. Diese Schöllenbacher Steige hatte vor allen Dingen im 18.und 19. Jahrhundert eine ganz große Bedeutung, denn sie verband Mudau mit seinen 26 jährlichen Vieh- und Jahrmärkten mit Beerfelden, das ebenfalls viele Märkte abhielt. Es herrschte damals ein sehr reger Handelsverkehr zwischen beiden Orten. Daran erinnert auch ein Bildstock aus dem Jahre 1771, der an der Seitzenbuche stand. Eine weitere Straße ging vom Schöllberg über Mörschenhardt und Preunschen, am alten Amtmannsitz der Wildenburg vorbei hinab zum Kloster Amorbach. Sie war für die Abgaben der Steuern und Zehnten wichtig sowie für den Handelsverkehr mit Miltenberg. Die vierte Straße zog nach Mudau, wo sie Anschluss nach Buchen und Bödigheim und ins Württembergische hinein fand. Der Alte Weg, der von der Kirche am „Grünen Baum“ vorbei zur Weet führte, wurde durch die sogen. Neue Straße entlastet, die im Jahre 1887 gebaut wurde. Mit Ausbau der Ortsdurchfahrt 1985 – 1987 und der Mörschenhardter Straße 2008, wurde das äußere Bild des Odenwalddorfes weiter verschönert. Schloßau ist mit seinen verschiedenen Dorfteilen gut an das Straßennetz der näheren und weiteren Umgebung angebunden. Quelle: mudau.de, 22.09.2021 |
Flug von München nach Schloßau
Ein (Aus-)Flug von München nach Schloßau kurz vor Kriegsende 1918
Flugzeuge waren eine der „Wunderwaffen“ des Ersten Weltkrieges. Abseits der militärischen Landepisten kannte man sie damals üblicherweise aber nur von unten oder am Motorengeräusch. Umso faszinierender war da schon eine Landung eines solchen Fluggerätes. So auch in Schloßau im Sommer 1918, kurz vor Kriegsende, wobei diese Landung eher einem Lausbubenstreich als einer Notlandung zuzuschreiben war.
Die Geschichte begann allerdings viele Jahre zuvor, als August Hemberger (geb. am 18.09.1854) als frisch ausgebildeter Kirchturmuhrmacher nach seiner Lehre um 1875 „auf die Walz“ ging und in Andechs am Ammersee sesshaft wurde. Hier gründete er auch eine Familie. Sein Sohn wurde zu Beginn des Ersten Weltkrieges zum Kriegsdienst eingezogen. In München wurde er zum Piloten ausgebildet und überstand dort die Kriegsjahre des Ersten Weltkrieges unversehrt. Im Sommer 1918, also kurz vor Kriegsende, sollte er noch eine Depesche ins damals noch deutsche Elsass fliegen, was ihm allerdings - nach Durchsicht der Nachricht - als „unnötig“ erschien. Zusammen mit seinem Co-Piloten entschloss er sich kurzerhand, zu seiner Verwandtschaft in den Odenwald zu fliegen anstatt die Nachricht ins Elsass zu überbringen. Ohne moderne Navigation, sondern nur anhand von Landkarten flog er mit seinem Doppeldecker nach Schloßau und brachte den Flieger dort auch tatsächlich unbeschadet zu Boden. Wenn man beachtet, dass die Landefläche im Schloßauer „Frankenfeld“ stellenweise mit kleinen Gräben durchzogen ist, war das durchaus eine beachtliche Leistung! Erstmals sahen die Einwohner also eine solche Flugmaschine aus der Nähe und dachten zunächst an eine Notlandung, denn sie kannten ja nicht den eigentlichen Grund der Landung. Die Dampfeisenbahn ab Mudau oder Kailbach war zwar schon im Alltag integriert, ein Auto war Luxus, eine Flugzeuglandung etwas nie Dagewesenes. Telefone waren in Schloßau noch gar keine vorhanden, und so fiel der Besuch, quasi ohne jede Vorankündigung, im wahrsten Sinne des Wortes vom Himmel. Entsprechend groß wurde dieses Ereignis gefeiert. Pilot Hemberger und sein Co-Pilot nächtigten in Schloßau bei seinem Onkel Adolf Hemberger („Hilberts Adolf“). Es gab reichlich zu erzählen. Am Tag darauf wurde in der Mudauer Apotheke mit einem Leiterwagen Benzin für den Rückflug beschafft und die Maschine wieder startklar gemacht. Die Kinder des Schloßauer Kindergartens sangen noch ein Lied, bevor sich die umliegenden Anwohner zu dem historischen Postkartenfoto aufstellten. Anschließend hob der Doppeldecker wieder ab in Richtung München.
Dort war die Maschine zu diesem Zeitpunkt bereits als vermisst gemeldet, denn sie war nie im Elsass eingetroffen. Man glaubte eher an einen Absturz als an einen Abschuss und veranlasste bereits weiteres. Doch zur Überraschung aller kam die Maschine wieder zum Flugplatz in München zurück. Da die Piloten unversehrt wieder auftauchten, aber nie im Elsass angekommen waren, mussten sie sich gegenüber ihren Vorgesetzten erklären. Hierbei verstrickten sie sich schnell in Widersprüche, worauf sie vorübergehend inhaftiert wurden. Man stufte den (Aus-)Flug als einen Spionageakt ein - und das kurz vor Kriegsende. Sogar ein Ermittlungsverfahren wurde gegen die beiden Piloten eingeleitet. Ihnen drohte in der Tat ein Kriegsgericht. Als Höchststrafe stand auf solche undurchsichtige Aktionen die Todesstrafe durch ein Erschießungskommando. Beide Piloten spielten daraufhin auf Zeit, da klar war, dass der Krieg zu Ende ging und sie nach Kriegsende doch noch mit einem blauen Auge davonkommen könnten. Die Rechnung ging auf, denn als der Krieg mit dem Waffenstillstand von Compiègne am 11. November 1918 endete, wurden sie tatsächlich freigelassen. Niemand interessierte sich mehr für ihren (Aus-)Flug in den Odenwald und sie konnten später noch ihren Kindern und der Schloßauer Verwandtschaft von dieser waghalsigen Aktion berichten.
Die Nachkommen von Pilot Hemberger leben übrigens immer noch im oberbayrischen Andechs am Ammersee. Sie betreiben dort heute das Hotel „Zur Post“ mit einer Wildmetzgerei und eigener Wildaufzucht.
Thomas Müller, Schloßau 2018
Flugzeuge waren eine der „Wunderwaffen“ des Ersten Weltkrieges. Abseits der militärischen Landepisten kannte man sie damals üblicherweise aber nur von unten oder am Motorengeräusch. Umso faszinierender war da schon eine Landung eines solchen Fluggerätes. So auch in Schloßau im Sommer 1918, kurz vor Kriegsende, wobei diese Landung eher einem Lausbubenstreich als einer Notlandung zuzuschreiben war.
Die Geschichte begann allerdings viele Jahre zuvor, als August Hemberger (geb. am 18.09.1854) als frisch ausgebildeter Kirchturmuhrmacher nach seiner Lehre um 1875 „auf die Walz“ ging und in Andechs am Ammersee sesshaft wurde. Hier gründete er auch eine Familie. Sein Sohn wurde zu Beginn des Ersten Weltkrieges zum Kriegsdienst eingezogen. In München wurde er zum Piloten ausgebildet und überstand dort die Kriegsjahre des Ersten Weltkrieges unversehrt. Im Sommer 1918, also kurz vor Kriegsende, sollte er noch eine Depesche ins damals noch deutsche Elsass fliegen, was ihm allerdings - nach Durchsicht der Nachricht - als „unnötig“ erschien. Zusammen mit seinem Co-Piloten entschloss er sich kurzerhand, zu seiner Verwandtschaft in den Odenwald zu fliegen anstatt die Nachricht ins Elsass zu überbringen. Ohne moderne Navigation, sondern nur anhand von Landkarten flog er mit seinem Doppeldecker nach Schloßau und brachte den Flieger dort auch tatsächlich unbeschadet zu Boden. Wenn man beachtet, dass die Landefläche im Schloßauer „Frankenfeld“ stellenweise mit kleinen Gräben durchzogen ist, war das durchaus eine beachtliche Leistung! Erstmals sahen die Einwohner also eine solche Flugmaschine aus der Nähe und dachten zunächst an eine Notlandung, denn sie kannten ja nicht den eigentlichen Grund der Landung. Die Dampfeisenbahn ab Mudau oder Kailbach war zwar schon im Alltag integriert, ein Auto war Luxus, eine Flugzeuglandung etwas nie Dagewesenes. Telefone waren in Schloßau noch gar keine vorhanden, und so fiel der Besuch, quasi ohne jede Vorankündigung, im wahrsten Sinne des Wortes vom Himmel. Entsprechend groß wurde dieses Ereignis gefeiert. Pilot Hemberger und sein Co-Pilot nächtigten in Schloßau bei seinem Onkel Adolf Hemberger („Hilberts Adolf“). Es gab reichlich zu erzählen. Am Tag darauf wurde in der Mudauer Apotheke mit einem Leiterwagen Benzin für den Rückflug beschafft und die Maschine wieder startklar gemacht. Die Kinder des Schloßauer Kindergartens sangen noch ein Lied, bevor sich die umliegenden Anwohner zu dem historischen Postkartenfoto aufstellten. Anschließend hob der Doppeldecker wieder ab in Richtung München.
Dort war die Maschine zu diesem Zeitpunkt bereits als vermisst gemeldet, denn sie war nie im Elsass eingetroffen. Man glaubte eher an einen Absturz als an einen Abschuss und veranlasste bereits weiteres. Doch zur Überraschung aller kam die Maschine wieder zum Flugplatz in München zurück. Da die Piloten unversehrt wieder auftauchten, aber nie im Elsass angekommen waren, mussten sie sich gegenüber ihren Vorgesetzten erklären. Hierbei verstrickten sie sich schnell in Widersprüche, worauf sie vorübergehend inhaftiert wurden. Man stufte den (Aus-)Flug als einen Spionageakt ein - und das kurz vor Kriegsende. Sogar ein Ermittlungsverfahren wurde gegen die beiden Piloten eingeleitet. Ihnen drohte in der Tat ein Kriegsgericht. Als Höchststrafe stand auf solche undurchsichtige Aktionen die Todesstrafe durch ein Erschießungskommando. Beide Piloten spielten daraufhin auf Zeit, da klar war, dass der Krieg zu Ende ging und sie nach Kriegsende doch noch mit einem blauen Auge davonkommen könnten. Die Rechnung ging auf, denn als der Krieg mit dem Waffenstillstand von Compiègne am 11. November 1918 endete, wurden sie tatsächlich freigelassen. Niemand interessierte sich mehr für ihren (Aus-)Flug in den Odenwald und sie konnten später noch ihren Kindern und der Schloßauer Verwandtschaft von dieser waghalsigen Aktion berichten.
Die Nachkommen von Pilot Hemberger leben übrigens immer noch im oberbayrischen Andechs am Ammersee. Sie betreiben dort heute das Hotel „Zur Post“ mit einer Wildmetzgerei und eigener Wildaufzucht.
Thomas Müller, Schloßau 2018
Schloßauer Anwohner und die Verwandtschaft des Piloten Hemberger vor dem Abflug des Doppeldeckers in Richtung München
Der Leiningsche Wildpark
Der leiningensche Wildpark
Wenn man heute das Dreiländereck zwischen Hessen, Bayern und Baden-Württemberg durchquert, kann man sich kaum vorstellen, dass dieser idyllische Landstrich einmal mitten in einem Wildpark lag.
Als Fürst Carl Friedrich Wilhelm zu Leiningen durch Napoleon von seinen Besitztümern in der Pfalz vertrieben wurde und hierfür im Jahr 1803 als Entschädigung Ländereien im östlichen Odenwald erhielt, dachte man innerhalb der Fürstenfamilie schon sehr bald daran, im neuen Besitz auch einen Wildpark mit einem Jagdhaus anzulegen. Für den Standort des Parks bekamen letztendlich die Höhenlagen des Odenwaldes mit den vielen Taleinschnitten, nahe dem Dreiländereck den Vorzug gegenüber der Region zwischen Amorbach und Miltenberg, welche zunächst als favorisierte Parkfläche vorgesehen war. Als schließlich diese ersten Pläne scheiterten, begannen im Winter 1805/1806 Planungen für den Alternativstandort rund um das Dreiländereck. Doch mit dem Tod von Fürst Carl Friedrich zu Leiningen, am 09.01.1807, stockten die Vorbereitungen für kurze Zeit. Schließlich war der neue Fürst, Emich Carl zu Leiningen die treibende Kraft zum weiteren Aufbau des Parks und bereits im Jahre 1809 begann man in großangelegten Treibjagden, Wild aus der Umgebung in die nahezu fertige Parkanlage zu treiben. Zur Verbesserung der Population wurden besonders stattliche Tiere aus entlegenen Wäldern herbeitransportiert. Auch andere Fürstenhäuser warteten mit Tieren aller Art als Gastgeschenke auf, die ebenfalls eingekreuzt wurden.
Diese erste Parkfläche betrug bereits zwischen 1.500 und 2.000 Hektar. Im Steinichtal, einem Taleinschnitt zwischen dem badischen Weiler Ernsttal (ehemals Neubrunn) dem hessischen Dorf Hesselbach und dem bayrischen Dörfchen Breitenbach, entstand parallel zur Errichtung des Wildparks ein Jagdhaus. In Erinnerung an die verlorenen Ländereien im Pfälzerwald wurde dieses Jagdhaus „Waldleiningen“ genannt und konnte bereits 1810 bezogen werden.
Nachdem auch Fürst Emich Carl zu Leiningen am 04.07.1814 starb, erlebten die neuen Jagdeinrichtungen bereits erste Existenzkrisen. Das Jagdhaus verfiel und das Wildgehege wurde nicht weiter beachtet. Erst als der inzwischen volljährige Fürst, Carl Friedrich Wilhelm zu Leiningen, die Liebe zur Jagd entdeckte, wurden die Jagdeinrichtungen wieder neu belebt.
Der Tierpark wurde vergrößert und in den kommenden Jahrzehnten entstand aus den Ruinen des Jagdhauses das ansehnliche Schloss „Waldleiningen“ im englischen Baustil.
Seine größte Ausdehnung erreichte das Gehege ab dem Jahr 1870 mit einer eingezäunten Fläche von ca. 3.405 Hektar und einer Zaunlänge von etwa 55 km. Diese Größe sollte für nahezu 50 Jahre beibehalten werden. Im Jahre 1888 wurden im Tiergatter 347 Stück Rotwild, 401 Stück Damwild und 253 Sauen gezählt. In dieser Zeit war der Wildpark zu 4/6 badisch, 1/6 hessisch und 1/6 bayerisch.
Er wurde lediglich von den beiden Hauptverkehrsstraßen Schloßau – Hesselbach – Würzberg und der Straße Amorbach – Ernsttal – Kailbach durchzogen. Letztere wurde auch erst mit dem Aufschwung der Ernsttaler Brauerei um 1840, von einem Weg zu einer Straße ausgebaut. Das Gehege wurde zudem von zahlreichen Pfaden und Fußwegen durchkreuzt. Immer dort, wo ein breiter Verkehrsweg oder eine Straße vom Parkzaun gekreuzt wurde, gab es zudem ein Parktor. Dieses musste nach dem Überqueren der Parkgrenze wieder geschlossen werden. So gab es das Frankfurter Tor, das Eulbacher Tor, das Hesselbacher Tor, das Schöllenbacher Tor, das Kailbacher Tor und das Schloßauer Tor. An diesen Toren befand sich jeweils auch ein Torwärterhaus, in dem ein Parkbediensteter wohnte. Dieser hatte vor allem Futterstellen zu kontrollieren, den Zaun abzulaufen, Wilddieberei zu unterbinden aber auch sicherzustellen, dass das Tor abends geschlossen war.
Das Gehege erlebte aber auch schwere Zeiten, die schließlich zur Auflösung nach der Jahrtausendwende führten.
Bereits zu Zeiten der Weltwirtschaftskrise gab es wirtschaftliche Probleme und so kam es im Jahr 1931 zu den ersten Auflösungsgedanken des Parks. Dies verursachte einigen Unmut bei der umliegenden Bevölkerung. Dort sprach man überall von „unserem Gatter“, was eine besondere Beziehung der Bevölkerung zum Park verdeutlicht. Schließlich war dieser auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und Arbeitsplatz für viele Arbeiter der Umgebung. Fürst Emich Karl zu Leiningen ließ sich schließlich überzeugen den Wildpark fortzuführen.
Im 2. Weltkrieg wurde der Park allerdings vollständig aufgegeben. Die ehemaligen Torhäuser mit den Parktoren wurden nun anderweitig genutzt. Erst im Jahr 1956 wurde ein neues „Tiergatter“ ohne Parktore eröffnet, wobei sich die Tendenz in Richtung Schwarzwild entwickelte. Der Name „Schwarzwildfütterung Hesselbach“ ist vielen Lesern sicher auch heute noch geläufig. Der Tierbestand im Gehege schwankte nicht nur mit seiner Fläche und durch Bejagung, sondern wurde auch durch Krankheiten dezimiert. Im Jahr 1973 brach im Park die Schweinepest aus. In den Folgejahren wurden in den umliegenden Dörfern sog. Lebendfallen aufgebaut, um wieder gesunde Wildschweine für den Park zu fangen und dort auszusetzen. So konnte der Betrieb der Schwarzwildfütterung wieder aufgenommen und fortgeführt werden.
In den 1990er Jahren drohte der Park mangels Rentabilität allerdings endgültig geschlossen zu werden, doch auch dieses Mal konnte er noch bis nach der Jahrtausendwende weiterbetrieben werden. Danach wurde er immer unwirtschaftlicher und so kam im Jahr 2002 schließlich doch das endgültige Aus. Zum Zeitpunkt der Schließung betrug die eingezäunte Fläche noch 950 ha, bei einer Zaunlänge von ca. 22,6 km. Inzwischen sind große Teile der ehemaligen Parkfläche an Privatunternehmen verkauft, so dass eine Wiederaufnahme des Parkbetriebes auch nicht mehr möglich wäre. Die ehemaligen Parkdurchlässe zwischen Hesselbach und Würzberg erinnern allerdings auch heute noch an die Zeit der „Wildsaufütterung“.
Der leiningensche Park schrieb auch seine eigenen GeschichtenWeltbekannt wurde der Park durch die sehr gut organisierten Treibjagden des Fürstenhauses, bei denen häufig auch die Königshäuser aus ganz Europa vertreten waren. Auch die Verwandten aus der englischen Königsfamilie waren zu diesen Anlässen gern gesehene Gäste. Am 14. November 1972 wurde der Förster Heinz Mechler bei einer solchen Treibjagd im Park von einem Hirsch, der in die Enge getrieben wurde, getötet. Dies war der tragischste Jagdunfall in der Geschichte des Parks, bei dem auch Prinz Philip, der Ehemann von Königin Elisabeth, zugegen war. Ein Gedenkstein nahe der Unfallstelle erinnert heute noch an dieses tragische Ereignis.
Eine wahre Tragödie ereignete sich Anfang Dezember 1868 im alten Schloßauer Torhaus. Dieses stand etwa 700 Meter oberhalb der Seitzenbuche. Der Winter hielt in jenem Jahr sehr früh Einzug. Die gesamte Familie um den Torwärter Johann Leonhard Schimpf, war an der Hals- und Rachenkrankheit Diphterie erkrankt. Innerhalb einer Woche raffte der Tod drei Kinder und den 42 jährigen Familienvater dahin. Die Toten wurden erst Tage später gefunden, da man aufgrund enormer Schneemassen nicht zum Torhaus vordringen konnte und schon eine Weile niemanden vom Torhaus gesehen hatte. Nach Bergung der Toten wurde das Torhaus nicht wieder bezogen und verfiel.
Ein trauriger Zwischenfall ereignete sich auch Anfang August 1906 in Eduardstal. Ein Handwerksbursche war unterwegs nach Reisenbach und kam hierbei durch das idyllische Eduardstal, wo er auf drei Handelsreisende traf. Der abgemagerte Bursche bat um ein paar Groschen. Die Handelsreisenden vermuteten hinter ihm einen Bettler und trieben ihn den steilen Berghang hinauf Richtung Reisenbach, wo sie ihn der Gendamerie übergeben wollten. Der Handwerksbursche blieb geschwächt liegen und wurde noch 150 Meter weit gematert und geschleift, so dass er aufgrund massiver Gewalteinwirkung der drei noblen Herren starb. Die drei Händler wurden später vor Gericht gestellt. Soweit ein Zeitungsartikel des Mudauer Volksboten vom August 1906.
Eine außergewöhnliche Tiergeschichte schrieb der Rothirsch „Hansi“. Dieser wurde im Jahre 1909 als Hirschkalb der Fürstenfamilie geschenkt. Er war Spielgefährte der Fürstenkinder und wurde auch wahrhaft fürstlich behandelt. Allerdings musste er später als Zwölfender zur Strecke gebracht werden, da er nach einem überstandenen Beinbruch mehrfach Forstbedienstete angegriffen hatte.
Die schönste Tiergeschichte aus dem Wildpark schrieb jedoch die „Buz“ aus Ernsttal. Diese Bache mit dem Ruf einer „alten Jungfer“ (sie hatte in ihrem ganzen Schweineleben niemals gefrischt), stattete den Geschwistern Hemberger aus Ernsttal des öfteren einen Besuch ab und fraß ihnen buchstäblich aus der Hand. Im Bereich der Brauerei fühlte sie sich wahrlich sauwohl, was sich an ihrer mächtigen Speckschicht besonders deutlich widerspiegelte. Ihre Besuche bei der Familie Hemberger sorgten bei der Ernsttaler Bevölkerung für Spott und Hohn. So munkelte man vor allem sonntags: „Schaut hin, der fürstliche Braumeister Hemberger geht wieder spazieren – mit Frau und Sau!“
Ob sie nach diesem Schnappschuss auch eine halbe Bier getrunken hat, ist allerdings nicht überliefert.
Quellen:
Wenn man heute das Dreiländereck zwischen Hessen, Bayern und Baden-Württemberg durchquert, kann man sich kaum vorstellen, dass dieser idyllische Landstrich einmal mitten in einem Wildpark lag.
Als Fürst Carl Friedrich Wilhelm zu Leiningen durch Napoleon von seinen Besitztümern in der Pfalz vertrieben wurde und hierfür im Jahr 1803 als Entschädigung Ländereien im östlichen Odenwald erhielt, dachte man innerhalb der Fürstenfamilie schon sehr bald daran, im neuen Besitz auch einen Wildpark mit einem Jagdhaus anzulegen. Für den Standort des Parks bekamen letztendlich die Höhenlagen des Odenwaldes mit den vielen Taleinschnitten, nahe dem Dreiländereck den Vorzug gegenüber der Region zwischen Amorbach und Miltenberg, welche zunächst als favorisierte Parkfläche vorgesehen war. Als schließlich diese ersten Pläne scheiterten, begannen im Winter 1805/1806 Planungen für den Alternativstandort rund um das Dreiländereck. Doch mit dem Tod von Fürst Carl Friedrich zu Leiningen, am 09.01.1807, stockten die Vorbereitungen für kurze Zeit. Schließlich war der neue Fürst, Emich Carl zu Leiningen die treibende Kraft zum weiteren Aufbau des Parks und bereits im Jahre 1809 begann man in großangelegten Treibjagden, Wild aus der Umgebung in die nahezu fertige Parkanlage zu treiben. Zur Verbesserung der Population wurden besonders stattliche Tiere aus entlegenen Wäldern herbeitransportiert. Auch andere Fürstenhäuser warteten mit Tieren aller Art als Gastgeschenke auf, die ebenfalls eingekreuzt wurden.
Diese erste Parkfläche betrug bereits zwischen 1.500 und 2.000 Hektar. Im Steinichtal, einem Taleinschnitt zwischen dem badischen Weiler Ernsttal (ehemals Neubrunn) dem hessischen Dorf Hesselbach und dem bayrischen Dörfchen Breitenbach, entstand parallel zur Errichtung des Wildparks ein Jagdhaus. In Erinnerung an die verlorenen Ländereien im Pfälzerwald wurde dieses Jagdhaus „Waldleiningen“ genannt und konnte bereits 1810 bezogen werden.
Nachdem auch Fürst Emich Carl zu Leiningen am 04.07.1814 starb, erlebten die neuen Jagdeinrichtungen bereits erste Existenzkrisen. Das Jagdhaus verfiel und das Wildgehege wurde nicht weiter beachtet. Erst als der inzwischen volljährige Fürst, Carl Friedrich Wilhelm zu Leiningen, die Liebe zur Jagd entdeckte, wurden die Jagdeinrichtungen wieder neu belebt.
Der Tierpark wurde vergrößert und in den kommenden Jahrzehnten entstand aus den Ruinen des Jagdhauses das ansehnliche Schloss „Waldleiningen“ im englischen Baustil.
Seine größte Ausdehnung erreichte das Gehege ab dem Jahr 1870 mit einer eingezäunten Fläche von ca. 3.405 Hektar und einer Zaunlänge von etwa 55 km. Diese Größe sollte für nahezu 50 Jahre beibehalten werden. Im Jahre 1888 wurden im Tiergatter 347 Stück Rotwild, 401 Stück Damwild und 253 Sauen gezählt. In dieser Zeit war der Wildpark zu 4/6 badisch, 1/6 hessisch und 1/6 bayerisch.
Er wurde lediglich von den beiden Hauptverkehrsstraßen Schloßau – Hesselbach – Würzberg und der Straße Amorbach – Ernsttal – Kailbach durchzogen. Letztere wurde auch erst mit dem Aufschwung der Ernsttaler Brauerei um 1840, von einem Weg zu einer Straße ausgebaut. Das Gehege wurde zudem von zahlreichen Pfaden und Fußwegen durchkreuzt. Immer dort, wo ein breiter Verkehrsweg oder eine Straße vom Parkzaun gekreuzt wurde, gab es zudem ein Parktor. Dieses musste nach dem Überqueren der Parkgrenze wieder geschlossen werden. So gab es das Frankfurter Tor, das Eulbacher Tor, das Hesselbacher Tor, das Schöllenbacher Tor, das Kailbacher Tor und das Schloßauer Tor. An diesen Toren befand sich jeweils auch ein Torwärterhaus, in dem ein Parkbediensteter wohnte. Dieser hatte vor allem Futterstellen zu kontrollieren, den Zaun abzulaufen, Wilddieberei zu unterbinden aber auch sicherzustellen, dass das Tor abends geschlossen war.
Das Gehege erlebte aber auch schwere Zeiten, die schließlich zur Auflösung nach der Jahrtausendwende führten.
Bereits zu Zeiten der Weltwirtschaftskrise gab es wirtschaftliche Probleme und so kam es im Jahr 1931 zu den ersten Auflösungsgedanken des Parks. Dies verursachte einigen Unmut bei der umliegenden Bevölkerung. Dort sprach man überall von „unserem Gatter“, was eine besondere Beziehung der Bevölkerung zum Park verdeutlicht. Schließlich war dieser auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und Arbeitsplatz für viele Arbeiter der Umgebung. Fürst Emich Karl zu Leiningen ließ sich schließlich überzeugen den Wildpark fortzuführen.
Im 2. Weltkrieg wurde der Park allerdings vollständig aufgegeben. Die ehemaligen Torhäuser mit den Parktoren wurden nun anderweitig genutzt. Erst im Jahr 1956 wurde ein neues „Tiergatter“ ohne Parktore eröffnet, wobei sich die Tendenz in Richtung Schwarzwild entwickelte. Der Name „Schwarzwildfütterung Hesselbach“ ist vielen Lesern sicher auch heute noch geläufig. Der Tierbestand im Gehege schwankte nicht nur mit seiner Fläche und durch Bejagung, sondern wurde auch durch Krankheiten dezimiert. Im Jahr 1973 brach im Park die Schweinepest aus. In den Folgejahren wurden in den umliegenden Dörfern sog. Lebendfallen aufgebaut, um wieder gesunde Wildschweine für den Park zu fangen und dort auszusetzen. So konnte der Betrieb der Schwarzwildfütterung wieder aufgenommen und fortgeführt werden.
In den 1990er Jahren drohte der Park mangels Rentabilität allerdings endgültig geschlossen zu werden, doch auch dieses Mal konnte er noch bis nach der Jahrtausendwende weiterbetrieben werden. Danach wurde er immer unwirtschaftlicher und so kam im Jahr 2002 schließlich doch das endgültige Aus. Zum Zeitpunkt der Schließung betrug die eingezäunte Fläche noch 950 ha, bei einer Zaunlänge von ca. 22,6 km. Inzwischen sind große Teile der ehemaligen Parkfläche an Privatunternehmen verkauft, so dass eine Wiederaufnahme des Parkbetriebes auch nicht mehr möglich wäre. Die ehemaligen Parkdurchlässe zwischen Hesselbach und Würzberg erinnern allerdings auch heute noch an die Zeit der „Wildsaufütterung“.
Der leiningensche Park schrieb auch seine eigenen GeschichtenWeltbekannt wurde der Park durch die sehr gut organisierten Treibjagden des Fürstenhauses, bei denen häufig auch die Königshäuser aus ganz Europa vertreten waren. Auch die Verwandten aus der englischen Königsfamilie waren zu diesen Anlässen gern gesehene Gäste. Am 14. November 1972 wurde der Förster Heinz Mechler bei einer solchen Treibjagd im Park von einem Hirsch, der in die Enge getrieben wurde, getötet. Dies war der tragischste Jagdunfall in der Geschichte des Parks, bei dem auch Prinz Philip, der Ehemann von Königin Elisabeth, zugegen war. Ein Gedenkstein nahe der Unfallstelle erinnert heute noch an dieses tragische Ereignis.
Eine wahre Tragödie ereignete sich Anfang Dezember 1868 im alten Schloßauer Torhaus. Dieses stand etwa 700 Meter oberhalb der Seitzenbuche. Der Winter hielt in jenem Jahr sehr früh Einzug. Die gesamte Familie um den Torwärter Johann Leonhard Schimpf, war an der Hals- und Rachenkrankheit Diphterie erkrankt. Innerhalb einer Woche raffte der Tod drei Kinder und den 42 jährigen Familienvater dahin. Die Toten wurden erst Tage später gefunden, da man aufgrund enormer Schneemassen nicht zum Torhaus vordringen konnte und schon eine Weile niemanden vom Torhaus gesehen hatte. Nach Bergung der Toten wurde das Torhaus nicht wieder bezogen und verfiel.
Ein trauriger Zwischenfall ereignete sich auch Anfang August 1906 in Eduardstal. Ein Handwerksbursche war unterwegs nach Reisenbach und kam hierbei durch das idyllische Eduardstal, wo er auf drei Handelsreisende traf. Der abgemagerte Bursche bat um ein paar Groschen. Die Handelsreisenden vermuteten hinter ihm einen Bettler und trieben ihn den steilen Berghang hinauf Richtung Reisenbach, wo sie ihn der Gendamerie übergeben wollten. Der Handwerksbursche blieb geschwächt liegen und wurde noch 150 Meter weit gematert und geschleift, so dass er aufgrund massiver Gewalteinwirkung der drei noblen Herren starb. Die drei Händler wurden später vor Gericht gestellt. Soweit ein Zeitungsartikel des Mudauer Volksboten vom August 1906.
Eine außergewöhnliche Tiergeschichte schrieb der Rothirsch „Hansi“. Dieser wurde im Jahre 1909 als Hirschkalb der Fürstenfamilie geschenkt. Er war Spielgefährte der Fürstenkinder und wurde auch wahrhaft fürstlich behandelt. Allerdings musste er später als Zwölfender zur Strecke gebracht werden, da er nach einem überstandenen Beinbruch mehrfach Forstbedienstete angegriffen hatte.
Die schönste Tiergeschichte aus dem Wildpark schrieb jedoch die „Buz“ aus Ernsttal. Diese Bache mit dem Ruf einer „alten Jungfer“ (sie hatte in ihrem ganzen Schweineleben niemals gefrischt), stattete den Geschwistern Hemberger aus Ernsttal des öfteren einen Besuch ab und fraß ihnen buchstäblich aus der Hand. Im Bereich der Brauerei fühlte sie sich wahrlich sauwohl, was sich an ihrer mächtigen Speckschicht besonders deutlich widerspiegelte. Ihre Besuche bei der Familie Hemberger sorgten bei der Ernsttaler Bevölkerung für Spott und Hohn. So munkelte man vor allem sonntags: „Schaut hin, der fürstliche Braumeister Hemberger geht wieder spazieren – mit Frau und Sau!“
Ob sie nach diesem Schnappschuss auch eine halbe Bier getrunken hat, ist allerdings nicht überliefert.
Quellen:
- Das Leininger Jahr
- Mündliche Überlieferungen
Tragödie im Torhaus
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Im alten Torhaus starben vor 150 Jahren vier Personen
Es gibt Ereignisse im Leben, die stellen alles in den Schatten, was man sich als Schicksalsschlag für eine Familie überhaupt nur vorstellen kann. Eine solche Tragödie trug sich auch vor 150 Jahren im alten Schloßauer Torhaus des leiningenschen Wildparks zu, als innerhalb einer Woche vier Familienmitglieder in abgeschiedener Waldeseinsamkeit an Diphterie starben. Heute ist diese Krankheit nahezu vollständig unter Kontrolle und diesbezügliche Todesfälle sind kaum noch denkbar.Es war im Jahr 1806, als das Fürstenhaus Leiningen damit begann, im Gebiet zwischen Hesselbach und Schloßau, bzw. dem Reisenbacher Grund und Breitenbuch, einen ausgedehnten Wildpark anzulegen. Der damalige Fürst Karl Emich zu Leiningen wollte die Bejagung des Wildes kontrolliert vornehmen, denn die Bauern seiner Standesherrschaft klagten über Wildschäden und so kam es zu unterschiedlichen Ausbaustufen des Parks, der bis zum Jahr 1870 eine Größe von nahezu 3405 ha mit einer |
Das neue Schloßauer Torhaus gebaut um 1870, gemalt von Karlheinz Gräber. Schön zu sehen ist der Zaun des Wildparks links. Bild wurde bereitgestellt von Bernadette Reinl.
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Zaunlänge von 55,5 km erreichte. Er umschloss sogar mehrere Dörfer wie z.B. Galmbach (Eduardstal), Neubrunn (Ernsttal), Breitenbach und den Wassergrund. Die Parkfläche selbst wurde von zwei Straßen und einigen Wegen durchzogen, wobei dort, wo diese auf den Parkzaun trafen, verständlicherweise auch der Austritt von Wild möglich war. Um dies zu verhindern wurden dort Zauntore errichtet.
In Verbindung mit diesen Toren standen dort einfache Häuser, deren Bewohner sich selbst versorgten. Häufig gab es hierzu einen kleinen Garten, Ziegen und Hühner.
Die Zaun- oder Torwärter waren vor allem dafür verantwortlich, dass die Tore nicht offen standen. Sie mussten zudem entlang eines zugewiesenen Abschnitts den Parkzaun kontrollieren, um Beschädigungen fest- und abzustellen. Im Winter galt es, an den vorhandenen Futterstellen das Wild zu füttern, was mitunter keine leichte Angelegenheit war. Von den Zaunwärterhäusern sind insgesamt neun dokumentiert. Dies waren das „Kailbacher Tor“ das „Frankfurter Tor“, das „Eutertor“, das „Hesselbacher Tor“, das „Schöllenbacher Tor“, das „Breitenbucher Tor“, das „Breitenbacher Tor“, das „Ernsttaler Tor“ und das „Schloßauer Tor“.
Die Namen zeigen, dass Torhäuser in unmittelbarer Nähe eines Dorfes lagen, ja sogar bis auf wenige hundert Meter zu den jeweiligen Häusergrenzen anschlossen. Im Schloßauer Torhaus hielt um 1819 die Försterfamilie Schimpf aus Bödigheim Einzug. Der Name Schimpf taucht in der Parkgeschichte über mehrere Generationen hinweg auf, wobei die Kinder gerne in die Fußstapfen ihrer Väter traten und in einer Funktion für den Wildpark arbeiteten.
Im Jahr 1868 lebte immer noch die Familie Schimpf im Schloßauer Torhaus, etwa zwei Kilometer vom Dorf entfernt. Es war ein kalter und schneereicher November in jenem Jahr. Für die Familie wurde es immer schwerer, zu den Schloßauern Kontakt zu halten. Im November waren zudem einige Familienmitglieder an der hochansteckenden Krankheit Diphterie erkrankt. Hierbei schwellen die oberen Atemwege so sehr an, dass der Erstickungstod droht. Ein wirksames Medikament gab es noch nicht und somit konnte den erkrankten Personen nicht geholfen werden. Aufgrund der schlechten Wetterbedingungen und der eigenen Erkrankung konnte der Vater, Leonhard Schimpf, auch keine Hilfe holen. Für die nicht erkrankte Mutter, Anna Schimpf, schien der Gang nach Schloßau aufgrund der Wetterlage auch unmöglich. Schaut man in die Schloßauer Kirchenbücher, ist in dieser Zeit für das gesamte Dorf eine deutlich erhöhte Sterberate dokumentiert, denn zwischen dem 17. November und dem 16. Dezember 1868 sind insgesamt zehn verstorbene Personen vermerkt. Alleine vier Sterbefälle betreffen die Familie Schimpf aus dem alten Schloßauer Torhaus, wobei nur zwei Personen in Schloßau beerdigt wurden. So starb am 30. November Emma Schimpf mit acht Jahren. Sie wurde am 2. Dezember vormittags um zehn Uhr von Vikar German Meier in Schloßau beerdigt. Am 1. Dezember starb Karl Schimpf im Alter von sechs Jahren. Am 2. Dezember starb der Familienvater und fürstlich leiningensche Jagdaufseher Leonhard Schimpf mit 42 Jahren. Beide wurden am 4. Dezember, nachmittags um 13 Uhr von dem protestantischen Pfarrer in Bödigheim beerdigt. Am 6. Dezember starb schließlich auch noch Sohn Leonhard Schimpf mit drei Jahren und neun Monaten. Er wurde am 8. Dezember morgens um neun Uhr von Vikar German Meier wiederum in Schloßau beerdigt. Zurück blieben die Mutter Anna Schimpf und drei weitere Töchter.
In Verbindung mit diesen Toren standen dort einfache Häuser, deren Bewohner sich selbst versorgten. Häufig gab es hierzu einen kleinen Garten, Ziegen und Hühner.
Die Zaun- oder Torwärter waren vor allem dafür verantwortlich, dass die Tore nicht offen standen. Sie mussten zudem entlang eines zugewiesenen Abschnitts den Parkzaun kontrollieren, um Beschädigungen fest- und abzustellen. Im Winter galt es, an den vorhandenen Futterstellen das Wild zu füttern, was mitunter keine leichte Angelegenheit war. Von den Zaunwärterhäusern sind insgesamt neun dokumentiert. Dies waren das „Kailbacher Tor“ das „Frankfurter Tor“, das „Eutertor“, das „Hesselbacher Tor“, das „Schöllenbacher Tor“, das „Breitenbucher Tor“, das „Breitenbacher Tor“, das „Ernsttaler Tor“ und das „Schloßauer Tor“.
Die Namen zeigen, dass Torhäuser in unmittelbarer Nähe eines Dorfes lagen, ja sogar bis auf wenige hundert Meter zu den jeweiligen Häusergrenzen anschlossen. Im Schloßauer Torhaus hielt um 1819 die Försterfamilie Schimpf aus Bödigheim Einzug. Der Name Schimpf taucht in der Parkgeschichte über mehrere Generationen hinweg auf, wobei die Kinder gerne in die Fußstapfen ihrer Väter traten und in einer Funktion für den Wildpark arbeiteten.
Im Jahr 1868 lebte immer noch die Familie Schimpf im Schloßauer Torhaus, etwa zwei Kilometer vom Dorf entfernt. Es war ein kalter und schneereicher November in jenem Jahr. Für die Familie wurde es immer schwerer, zu den Schloßauern Kontakt zu halten. Im November waren zudem einige Familienmitglieder an der hochansteckenden Krankheit Diphterie erkrankt. Hierbei schwellen die oberen Atemwege so sehr an, dass der Erstickungstod droht. Ein wirksames Medikament gab es noch nicht und somit konnte den erkrankten Personen nicht geholfen werden. Aufgrund der schlechten Wetterbedingungen und der eigenen Erkrankung konnte der Vater, Leonhard Schimpf, auch keine Hilfe holen. Für die nicht erkrankte Mutter, Anna Schimpf, schien der Gang nach Schloßau aufgrund der Wetterlage auch unmöglich. Schaut man in die Schloßauer Kirchenbücher, ist in dieser Zeit für das gesamte Dorf eine deutlich erhöhte Sterberate dokumentiert, denn zwischen dem 17. November und dem 16. Dezember 1868 sind insgesamt zehn verstorbene Personen vermerkt. Alleine vier Sterbefälle betreffen die Familie Schimpf aus dem alten Schloßauer Torhaus, wobei nur zwei Personen in Schloßau beerdigt wurden. So starb am 30. November Emma Schimpf mit acht Jahren. Sie wurde am 2. Dezember vormittags um zehn Uhr von Vikar German Meier in Schloßau beerdigt. Am 1. Dezember starb Karl Schimpf im Alter von sechs Jahren. Am 2. Dezember starb der Familienvater und fürstlich leiningensche Jagdaufseher Leonhard Schimpf mit 42 Jahren. Beide wurden am 4. Dezember, nachmittags um 13 Uhr von dem protestantischen Pfarrer in Bödigheim beerdigt. Am 6. Dezember starb schließlich auch noch Sohn Leonhard Schimpf mit drei Jahren und neun Monaten. Er wurde am 8. Dezember morgens um neun Uhr von Vikar German Meier wiederum in Schloßau beerdigt. Zurück blieben die Mutter Anna Schimpf und drei weitere Töchter.
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Die Kreuzung Seitzebuche, unweit des alten Schloßauer Torhauses, im Volksmund „Schimpfe Buche“ genannt, aufgenommen um 1940. Bild bereitgestellt von Klemens Scheuermann.
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Bald darauf wurde das alte Torhaus schließlich aufgegeben und durch ein neues Zaunwärterhaus, etwa 500 Meter näher am Dorf, ersetzt. Das alte Haus wurde bald nach der Aufgabe abgebrochen. Die Mutter und die verbliebenen Töchter Maria (15 Jahre) Elisabeth (12 Jahre) und Anna Maria (10 Jahre) zogen zuerst in das neue Torhaus und um das Jahr 1877 schließlich ins Dorf. Für Anna Schimpf war in ihrem Lebenslauf der Beruf „Wildfütterin“ dokumentiert. Wie Aufzeichnungen berichten, lief sie tatsächlich im Winter täglich zum Füttern in den Wald und erfüllte ihren Beruf äußerst zuverlässig. Anna Schimpf starb im Jahr 1899, 31 Jahre nach ihrem Mann.
Thomas Müller, Schloßau im Dezember 2018 Quellen: - mündliche Überlieferungen - Generallandesarchiv Karlsruhe |
Vergessene Dörfer
Vergessene Dörfer im südöstlichen Odenwald
Die Armut der Bevölkerung in der hiesigen Region in der ersten Hälfte des 19. Jh. war das Resultat vieler unglücklicher Umstände:
Zu nennen wären unter anderem die nicht abreißende Kette von Kriegen im 18. Jh., das Napoleonische Diktat von 1803, die erneute politische Umstrukturierung im Jahr 1806, eine Verschärfung der Forstgesetze für die bäuerliche Bevölkerung Mitte des 19. Jh., Erbteilung, sowie zahlreiche Missernten. Andererseits, kamen im Zuge der sog. Bauernbefreiung durch die Ablösung ihrer hergebrachten Abgaben, auf die Bauern Belastungen zu, die für viele ertragsschwachen Betriebe in den Taldörfern des Odenwaldes nicht zu verkraften waren. Der Standesherrschaft Leiningen wurden damals mehr Bauerngüter zum Kauf angeboten, als Erwerbsmittel vorhanden waren.
Nach dem wirtschaftlichen Niedergang waren zahlreiche Dörfer nicht mehr in der Lage alle Bewohner zu ernähren, da es im außerlandwirtschaftlichen Bereich wenig Beschäftigungsmöglichkeiten gab und die schlechten Verkehrsanbindungen der hiesigen Region auf jede Industrie abschreckend wirkte.
Aus der wirtschaftlichen Not pendelten viele in die großen Städte Heidelberg, Mannheim, und Frankfurt. Andere gingen im Herbst zum “Hopfe zopfe” in die Pfalz, doch auf Drängen der Lehnsherren wurden Randgruppen der Bevölkerung auch immer wieder ausgesiedelt, um in Amerika oder Australien eine neue Heimat zu suchen. Tatsächlich soll der erste Auswanderer im Jahre 1709 aus Schloßau in die Fremde gezogen sein. Nach 1724 konnte man eher von einer bescheidenen Auswanderungswelle sprechen, jedoch knapp 100 Jahre später änderte sich dies aufgrund der eingangs beschrieben Gründe. Zwischen Januar und Juli des Jahres 1817 ist ein sprunghafter Anstieg an Auswanderern zu verzeichnen. Nach der Revolution von 1848 nutzten zudem viele die Gelegenheit zur Auswanderung, um einer Strafe zu entgehen und unterzutauchen.
Zwischen 1850 und 1855 hatten die Auswanderungen einen regelrechten Exoduscharakter, wozu auch Gerüchte von Goldfunden in Kalifornien und Australien beitrugen. Die Regierung hoffte, auf diese “humane” Art der Abschiebung die unerwünschten Elemente wie Bettler, Korbmacher, Scherenschleifer, Schneider, Zirkusleute, Arme, Alte, Schwache und Fürsorgeempfänger auf einfache und billige Art und Weise loszuwerden. Die Zahl der Vaganten und Bettler im süddeutschen Raum belief sich Schätzungen zufolge auf 150.000 Personen.
Die Dörfer Ferdinandsdorf, Eduardstal und die Bewohner des „Wassergrund“ zeigen exemplarisch die Zustände der damaligen Zeit. Die Ortschaften liegen jeweils einen halben Tagesmarsch voneinander entfernt in versteckten Taleinschnitten, was so manchem “Räuber” auf der Flucht zugute kam.
Zu Beginn des 18. Jh. gründete Graf Ferdinand Andreas von Wiser zwischen Reisenbach und Mülben, etwa 500 Meter entfernt vom Mülbener Felsenhaus, einem bekannten Unterschlupf der Winterhauchbande, die Meiler Ober- und Unterferdinandsdorf, indem er die Armen und Besitzlosen seiner Winterhauchdörfer zusammenfasste. Auf diese Art und Weise befreite er sich von seiner Unterhaltspflicht als Landesherr und konnte zudem Zehntabgaben der neuen Gemeinden erwarten. Dieser Gedanke sollte sich jedoch nicht erfüllen.
Unter anderem trugen die Jahre der Revolutionskriege und die Ära Napoleons mit ihren finanziellen Belastungen zum fortschreitenden Ruin bei. Der Volksmund sprach damals von “Bettelmanns Umkehr”, d.h., daß selbst Bettler in diesem Dorf keine Almosen zu erwarten hatten und besser umkehrten. Ohne staatlichen Eingriff wären die Ferdinansdorfer schon 1816 verhungert. Bei der steigenden Bevölkerungszahl trat jedoch infolge schlechter Ernten auf kargen Böden und der ungünstigen Lage am Nordhang eine solch negative Entwicklung ein, daß das Dorf der Agrarkrise der 40er Jahre nicht gewachsen war und eine Zwangsauflösung durch Badens Großherzog Leopold im Jahre 1850 unvermeidbar blieb. Die Häuser in Ferdinandsdorf wurden in den darauffolgenden Jahren abgerissen. Die Überreste dienten den umliegenden Dörfern als Baumaterial.
Bereits 1846 wurden Teile der Dorfbewohner in das “gelobte Land” ausgesiedelt, jedoch bedeutete dies für nahezu 40 Ferdinandsdorfer in einem Auswanderungslager der Ostküste Nordamerikas den Tod. 1851 schickte man weitere Bewohner auf Staatskosten nach Amerika, da eine Umverteilung auf Nachbardörfer auf wenig Gegenliebe stieß. Für 47 Ferdinandsdorfer war dies, ausgerüstet mit Verpflegung, Habseligkeiten, Geld und Kleidung, ein neuer Anfang. Mit dem Dreimaster “Schiller” erfolgte die Übersiedlung von Bremen nach New York. Die Übersiedler wurden teilweise in Baltimore sesshaft und manche konnten bereits nach einem Jahr Geld an ihre hiergebliebenen Angehörigen schicken und noch heute sind Nachfahren der Ferdinandsdorfer in Amerika bekannt.
In einem Tal zwischen Schloßau, Reisenbach und Kailbach, lag auf heute hessischer Gemarkung, das Dorf Galmbach, benannt nach nassen Teilbereichen (Gollen). Seine erste urkundliche Erwähnung hatte das Dorf im Jahre 1443 (damals noch Gollenbach). Bis zum Jahre 1803 war das Dorf gräfisch erbachisch und im Jahr 1806 kommt es mit der Grafschaft Erbach zu Hessen, eingerahmt von 3 Seiten badischem Gebiet. Dort lebten im Jahre 1828 19 Bauernfamilien (149 Einwohnern) und eine unbekannte Zahl von Besitzlosen, welche durch Wilddiebstahl und Holzfrevel von sich Reden machten. Dieser hessische Zipfel war für Gesetzesbrecher ein geradezu idealer Ort, da Sie sich bei Polizeirazzien über die jeweilige Landesgrenze von Hessen nach Baden oder umgekehrt retten konnten und so vor Polizeiverfolgung sicher waren. Grenzüberschreitende Polizeiaktionen waren damals aufgrund mangelnder Kommunikationsmöglichkeiten selten. In der hiesigen Region wurde das Dorf bald Spitzbubennest genannt. Sogar der Hölzerlipps (Georg Philipp Lang), ein bekannter Räuber unserer Region, soll dort für eine gewisse Zeit gewohnt und seiner Bande Unterschlupf geboten haben.
Zwischen 1832 und 1836 kaufte der Fürst von Leiningen nach zähem Ringen um das Dorf, die Gemarkung auf und änderte den Namen nach seinem neugeborenen Sohn Eduard in Eduardstal um, wobei das Dorf in seinem 1808 errichteten Wildpark aufging. Anschließend veranlasste er die Auflösung des Dorfes und schob hierfür Wilderei und Holzfrevel als „Ausreden“ vor. Die Bevölkerung wurde umquartiert bzw. ausgesiedelt. Dies sorgte damals für beträchtliches Aufsehen in der Presse.
Nur ein Haus blieb vom Abbruch des Dorfes verschont - das “Berg´sche Haus” (nach seinem letzten Besitzer, Joachim Berg), welches erst im Jahre 1831 errichtet wurde und noch ganz neu war. Es diente nach dem 2. Weltkrieg meinem Onkel, dem Förster Franz Müller, bis 1958 als Hauptwohnsitz bzw. Forsthaus und befindet sich auch heute noch in gutem Zustand (siehe Bild).
Fährt man entlang der Straße Seitzebuche - Kailbach in Richtung Eberbach, so liegt 600 Meter unterhalb der Seitzebuche, rechts in einem kleinen Tal, eine Waldrodung, die in den Landkarten als Wassergrund eingezeichnet ist. Dort befanden sich noch im 19. Jh. einige Häuser entlang des Talhanges. Über die Größe und Struktur des Dorfes ist nichts mehr bekannt, doch sind noch die Mauerreste der Mühle des „Wassermüllers“, der Familie Walter, vorhanden und wie in Ferdinandsdorf deutlich sichtbar. In der scharfen Kurve oberhalb des Dorfes, entspringt direkt unterhalb der Straße eine Quelle, welche noch vor wenigen Jahren eine vorzügliche Wasserqualität bot und den Bewohnern das Trinkwasser spendete. Die Quelle, sowie ein aus Schloßau kommender Bach, speisten das Mühlrad des Wassermüllers. Zudem sollen die Dorfbewohner durch angelegte Gräben und Stauwehre das Wasser auch zur Feldbewässerung genutzt haben.
Auch dieses Dorf lag inmitten des leiningenschen Wildpark und war dem Fürsten somit ein Dorn im Auge. Noch heute erzählt man sich die Geschichte vom Wassermüller, welcher als Wilderer bekannt war:
Eines Tages klopften 2 Gendarmen an seine Tür, um das Haus nach frisch erlegtem Wildprett zu durchsuchen. Der Müller war alleine zu Hause und so bat er den einen Gendarmen sein Kind in der Wiege in den Schlaf zu schaukeln, während er mit dem anderen Gendarmen das Haus durchsucht. Natürlich wurde kein Wildprett gefunden und so verließen die Gendarmen unverrichteter Dinge seine Mühle.
Als die Luft wieder rein war, holte er das Wildbret wieder aus seinem Versteck. Es lag unter dem Kind in der Wiege und wurde die ganze Zeit vom Gendarmen geschaukelt...
Nachfahren des Wassermüllers sind übrigens noch heute in Schloßau verheiratet und wer weiß vielleicht war es ja die Urgroßmutter oder der Urgroßvater der damals in der Wiege auf dem Wildbret lag.
Thomas Müller, 1999
Quellen:
Die Armut der Bevölkerung in der hiesigen Region in der ersten Hälfte des 19. Jh. war das Resultat vieler unglücklicher Umstände:
Zu nennen wären unter anderem die nicht abreißende Kette von Kriegen im 18. Jh., das Napoleonische Diktat von 1803, die erneute politische Umstrukturierung im Jahr 1806, eine Verschärfung der Forstgesetze für die bäuerliche Bevölkerung Mitte des 19. Jh., Erbteilung, sowie zahlreiche Missernten. Andererseits, kamen im Zuge der sog. Bauernbefreiung durch die Ablösung ihrer hergebrachten Abgaben, auf die Bauern Belastungen zu, die für viele ertragsschwachen Betriebe in den Taldörfern des Odenwaldes nicht zu verkraften waren. Der Standesherrschaft Leiningen wurden damals mehr Bauerngüter zum Kauf angeboten, als Erwerbsmittel vorhanden waren.
Nach dem wirtschaftlichen Niedergang waren zahlreiche Dörfer nicht mehr in der Lage alle Bewohner zu ernähren, da es im außerlandwirtschaftlichen Bereich wenig Beschäftigungsmöglichkeiten gab und die schlechten Verkehrsanbindungen der hiesigen Region auf jede Industrie abschreckend wirkte.
Aus der wirtschaftlichen Not pendelten viele in die großen Städte Heidelberg, Mannheim, und Frankfurt. Andere gingen im Herbst zum “Hopfe zopfe” in die Pfalz, doch auf Drängen der Lehnsherren wurden Randgruppen der Bevölkerung auch immer wieder ausgesiedelt, um in Amerika oder Australien eine neue Heimat zu suchen. Tatsächlich soll der erste Auswanderer im Jahre 1709 aus Schloßau in die Fremde gezogen sein. Nach 1724 konnte man eher von einer bescheidenen Auswanderungswelle sprechen, jedoch knapp 100 Jahre später änderte sich dies aufgrund der eingangs beschrieben Gründe. Zwischen Januar und Juli des Jahres 1817 ist ein sprunghafter Anstieg an Auswanderern zu verzeichnen. Nach der Revolution von 1848 nutzten zudem viele die Gelegenheit zur Auswanderung, um einer Strafe zu entgehen und unterzutauchen.
Zwischen 1850 und 1855 hatten die Auswanderungen einen regelrechten Exoduscharakter, wozu auch Gerüchte von Goldfunden in Kalifornien und Australien beitrugen. Die Regierung hoffte, auf diese “humane” Art der Abschiebung die unerwünschten Elemente wie Bettler, Korbmacher, Scherenschleifer, Schneider, Zirkusleute, Arme, Alte, Schwache und Fürsorgeempfänger auf einfache und billige Art und Weise loszuwerden. Die Zahl der Vaganten und Bettler im süddeutschen Raum belief sich Schätzungen zufolge auf 150.000 Personen.
Die Dörfer Ferdinandsdorf, Eduardstal und die Bewohner des „Wassergrund“ zeigen exemplarisch die Zustände der damaligen Zeit. Die Ortschaften liegen jeweils einen halben Tagesmarsch voneinander entfernt in versteckten Taleinschnitten, was so manchem “Räuber” auf der Flucht zugute kam.
Zu Beginn des 18. Jh. gründete Graf Ferdinand Andreas von Wiser zwischen Reisenbach und Mülben, etwa 500 Meter entfernt vom Mülbener Felsenhaus, einem bekannten Unterschlupf der Winterhauchbande, die Meiler Ober- und Unterferdinandsdorf, indem er die Armen und Besitzlosen seiner Winterhauchdörfer zusammenfasste. Auf diese Art und Weise befreite er sich von seiner Unterhaltspflicht als Landesherr und konnte zudem Zehntabgaben der neuen Gemeinden erwarten. Dieser Gedanke sollte sich jedoch nicht erfüllen.
Unter anderem trugen die Jahre der Revolutionskriege und die Ära Napoleons mit ihren finanziellen Belastungen zum fortschreitenden Ruin bei. Der Volksmund sprach damals von “Bettelmanns Umkehr”, d.h., daß selbst Bettler in diesem Dorf keine Almosen zu erwarten hatten und besser umkehrten. Ohne staatlichen Eingriff wären die Ferdinansdorfer schon 1816 verhungert. Bei der steigenden Bevölkerungszahl trat jedoch infolge schlechter Ernten auf kargen Böden und der ungünstigen Lage am Nordhang eine solch negative Entwicklung ein, daß das Dorf der Agrarkrise der 40er Jahre nicht gewachsen war und eine Zwangsauflösung durch Badens Großherzog Leopold im Jahre 1850 unvermeidbar blieb. Die Häuser in Ferdinandsdorf wurden in den darauffolgenden Jahren abgerissen. Die Überreste dienten den umliegenden Dörfern als Baumaterial.
Bereits 1846 wurden Teile der Dorfbewohner in das “gelobte Land” ausgesiedelt, jedoch bedeutete dies für nahezu 40 Ferdinandsdorfer in einem Auswanderungslager der Ostküste Nordamerikas den Tod. 1851 schickte man weitere Bewohner auf Staatskosten nach Amerika, da eine Umverteilung auf Nachbardörfer auf wenig Gegenliebe stieß. Für 47 Ferdinandsdorfer war dies, ausgerüstet mit Verpflegung, Habseligkeiten, Geld und Kleidung, ein neuer Anfang. Mit dem Dreimaster “Schiller” erfolgte die Übersiedlung von Bremen nach New York. Die Übersiedler wurden teilweise in Baltimore sesshaft und manche konnten bereits nach einem Jahr Geld an ihre hiergebliebenen Angehörigen schicken und noch heute sind Nachfahren der Ferdinandsdorfer in Amerika bekannt.
In einem Tal zwischen Schloßau, Reisenbach und Kailbach, lag auf heute hessischer Gemarkung, das Dorf Galmbach, benannt nach nassen Teilbereichen (Gollen). Seine erste urkundliche Erwähnung hatte das Dorf im Jahre 1443 (damals noch Gollenbach). Bis zum Jahre 1803 war das Dorf gräfisch erbachisch und im Jahr 1806 kommt es mit der Grafschaft Erbach zu Hessen, eingerahmt von 3 Seiten badischem Gebiet. Dort lebten im Jahre 1828 19 Bauernfamilien (149 Einwohnern) und eine unbekannte Zahl von Besitzlosen, welche durch Wilddiebstahl und Holzfrevel von sich Reden machten. Dieser hessische Zipfel war für Gesetzesbrecher ein geradezu idealer Ort, da Sie sich bei Polizeirazzien über die jeweilige Landesgrenze von Hessen nach Baden oder umgekehrt retten konnten und so vor Polizeiverfolgung sicher waren. Grenzüberschreitende Polizeiaktionen waren damals aufgrund mangelnder Kommunikationsmöglichkeiten selten. In der hiesigen Region wurde das Dorf bald Spitzbubennest genannt. Sogar der Hölzerlipps (Georg Philipp Lang), ein bekannter Räuber unserer Region, soll dort für eine gewisse Zeit gewohnt und seiner Bande Unterschlupf geboten haben.
Zwischen 1832 und 1836 kaufte der Fürst von Leiningen nach zähem Ringen um das Dorf, die Gemarkung auf und änderte den Namen nach seinem neugeborenen Sohn Eduard in Eduardstal um, wobei das Dorf in seinem 1808 errichteten Wildpark aufging. Anschließend veranlasste er die Auflösung des Dorfes und schob hierfür Wilderei und Holzfrevel als „Ausreden“ vor. Die Bevölkerung wurde umquartiert bzw. ausgesiedelt. Dies sorgte damals für beträchtliches Aufsehen in der Presse.
Nur ein Haus blieb vom Abbruch des Dorfes verschont - das “Berg´sche Haus” (nach seinem letzten Besitzer, Joachim Berg), welches erst im Jahre 1831 errichtet wurde und noch ganz neu war. Es diente nach dem 2. Weltkrieg meinem Onkel, dem Förster Franz Müller, bis 1958 als Hauptwohnsitz bzw. Forsthaus und befindet sich auch heute noch in gutem Zustand (siehe Bild).
Fährt man entlang der Straße Seitzebuche - Kailbach in Richtung Eberbach, so liegt 600 Meter unterhalb der Seitzebuche, rechts in einem kleinen Tal, eine Waldrodung, die in den Landkarten als Wassergrund eingezeichnet ist. Dort befanden sich noch im 19. Jh. einige Häuser entlang des Talhanges. Über die Größe und Struktur des Dorfes ist nichts mehr bekannt, doch sind noch die Mauerreste der Mühle des „Wassermüllers“, der Familie Walter, vorhanden und wie in Ferdinandsdorf deutlich sichtbar. In der scharfen Kurve oberhalb des Dorfes, entspringt direkt unterhalb der Straße eine Quelle, welche noch vor wenigen Jahren eine vorzügliche Wasserqualität bot und den Bewohnern das Trinkwasser spendete. Die Quelle, sowie ein aus Schloßau kommender Bach, speisten das Mühlrad des Wassermüllers. Zudem sollen die Dorfbewohner durch angelegte Gräben und Stauwehre das Wasser auch zur Feldbewässerung genutzt haben.
Auch dieses Dorf lag inmitten des leiningenschen Wildpark und war dem Fürsten somit ein Dorn im Auge. Noch heute erzählt man sich die Geschichte vom Wassermüller, welcher als Wilderer bekannt war:
Eines Tages klopften 2 Gendarmen an seine Tür, um das Haus nach frisch erlegtem Wildprett zu durchsuchen. Der Müller war alleine zu Hause und so bat er den einen Gendarmen sein Kind in der Wiege in den Schlaf zu schaukeln, während er mit dem anderen Gendarmen das Haus durchsucht. Natürlich wurde kein Wildprett gefunden und so verließen die Gendarmen unverrichteter Dinge seine Mühle.
Als die Luft wieder rein war, holte er das Wildbret wieder aus seinem Versteck. Es lag unter dem Kind in der Wiege und wurde die ganze Zeit vom Gendarmen geschaukelt...
Nachfahren des Wassermüllers sind übrigens noch heute in Schloßau verheiratet und wer weiß vielleicht war es ja die Urgroßmutter oder der Urgroßvater der damals in der Wiege auf dem Wildbret lag.
Thomas Müller, 1999
Quellen:
- „Wingarteiba“ von Günther Ebersold
- Im Wald da sind die Räuber“ von Günther Ebersold
- zahlreiche Zeitungsausschnitte der RNZ
- fürstl. Leiningensch. Archiv mit den Druckschriften „Das Leininger Jahr“
- mündliche Überlieferungen von einigen Schloßauer Dorfbewohnern